Erziehung / Ausbildung des Saarlooswolfhondes
In der Hundeszene gibt es unzählige Erziehungsphilosophien - es soll hier jedoch bewusst darauf verzichtet werden, die eine oder die andere Methode in den Vordergrund zu stellen. Viele Wege führen auch hier zum Ziel.
Anliegen dieses Textes ist, einige Grundlagen für den Umgang mit dem Saarlooswolfhond in der Erziehungsarbeit zu beschreiben. Dabei wird versucht, auf die Besonderheiten dieser Tiere einzugehen.
Erziehungsrelevante Charaktereigenschaften des Saarlooswolfhondes
Es ist leicht, einem Saarlooswolfhond ein Kommando beizubringen, denn schon nach wenigen Wiederholungen hat er verstanden, was man von ihm will und kennt den Befehl. Seine große Intelligenz hat der Saarlooswolfhond von seinem Stammvater, dem Wolf, geerbt.
Doch gerade durch die große Intelligenz und Eigenständigkeit in seinem Wolfserbe ist vom Saarlooswolfhond kein sklavischer Gehorsam zu erwarten. Saarlooswolfhonde sind sehr eigenständige Tiere, ja man hat manchmal sogar den Eindruck, daß der Saarlooswolfhond „mitdenkt“ und sich im Zweifelsfall lieber auf sich selbst, als auf seinen Menschen verlässt. Er hinterfragt die Dinge oftmals und wägt ab, ob es sich lohnt, ein Kommando auszuführen. Viel schwerer als das Beibringen eines Kommandos ist also, daß der Saarlooswolfhond einen Befehl auch zuverlässig ausführt - besonders wenn er gerade keine Lust oder etwas Besseres vorhat.
Ebenfalls auf das Wolfserbe des Saarlooswolfhond zurückzuführen ist bei vielen Tieren eine angeborene Scheuheit gegenüber Unbekanntem. Diese Charaktereigenschaft erschwert die Erziehung des Hundes. Extrem scheue Tiere (wie zum Beispiel Wölfe) sind praktisch unerziehbar, da der für das Überleben eines Wildtieres lebensnotwendige Fluchttrieb alles überwiegt. Diese genetisch fixierte Scheu haben alle Saarlooswolfhonde in sich, sie ist jedoch bei den einzelnen Tieren unterschiedlich stark ausgeprägt. Es gibt sowohl so genannte „freie“ Tiere, deren Fluchttrieb nur gering ausgeprägt ist, scheue Tiere mit stark ausgeprägtem Fluchttrieb und alle Abstufungen dazwischen. Nur durch eine optimale Sozialisierung kann bei scheuen Tieren das Fluchtverhalten eingedämmt werden.
Eine gute Sozialisierung ist hier Vorbedingung für eine erfolgreiche Erziehung.
Weitere Voraussetzungen einer erfolgreichen Erziehung des Saarlooswolfhondes sind:
Soziale Ordnung in der Mensch-Hund-Beziehung, der Mensch als ruhige, souveräne Leitfigur
Der Hund „versteht“ den Menschen erstens durch dessen Stimme und zweitens durch dessen Körpersprache. Diese zwei Faktoren müssen vom Menschen richtig, eindeutig und damit für den Hund verständlich eingesetzt werden.
Um dem Hund im täglichen Leben unsere Führungsqualitäten zu zeigen, sind demnach gute Kenntnisse im Hunde- und Wolfsverhalten von großem Nutzen. Der Mensch sollte wissen, wie sich ein gutes Leittier verhält und ganz konsequent, durch den Einsatz seiner Stimme und seiner Körpersprache, seine Qualität als Rudelführer immer wieder unter Beweis stellen. Dabei muss er im täglichen Leben sowohl die Pflichten des Leittieres übernehmen, als auch dessen Rechte in Anspruch nehmen. Nur dann wird der Hund den Menschen ernst nehmen und seinen Befehlen gehorchen.
Der Saarlooswolfhond zeigt infolge seines wölfischen Erbes noch ein sehr ursprüngliches Verhalten. Er hat eine ausgeprägte Mimik und versteht die Hundesprache sehr gut. Dementsprechend beobachtet er die Mimik, Körpersprache und Stimmungslage des Menschen sehr genau und registriert schnell die „Fehler“, die „sein“ Alpha macht. Mangelnde Führungsqualitäten des Leittiers haben immer Gehorsamsverlust zur Folge. Der Hund verweigert Kommandos und wird versuchen, immer mehr Privilegien für sich zu vereinnahmen.
Noch kurz einige Worte zu den Qualitäten des Menschen als „ruhige“ Leitfigur. Für den Saarlooswolfhond, der durch Reizüberflutung und unbekannte Situationen leicht in Stress gerät ist es besonders wichtig, daß sein Mensch immer die Nerven behält und stoische Ruhe bewahrt. Dies betrifft vor allem noch junge, unerfahrene SWHs aber auch schlecht sozialisierte ältere Tiere. Schon das einfache Vorbeigehen an fremden Menschen beim Spaziergang kann bei diesen Tieren Stress auslösen. Wenn der Hund in Stresssituationen an der Leine zieht, weil er flüchten will, verstärkt man seinen Stress nur, wenn man mit aggressivem, verärgertem an der Leine zerren reagiert. Der Hundebesitzer sollte in solchen Situationen ruhig weitergehen und niemals zögern! In Bewegung bleiben bietet dem Hund Sicherheit, indem man ihn sicher führt und zeigt, „wo es lang geht“. Keinesfalls darf man den Hund in solchen Situationen streicheln oder beruhigend ansprechen (nach dem Motto „Ist ja gut, Du brauchst keine Angst zu haben.“), denn das würde den Hund in seiner Angst bestätigen und diese nur noch mehr steigern. Erst, wenn der Hund sich ruhig verhält und gut ansprechbar ist, kann man auch mal mit einem Leckerlie, Streicheleinheit oder gar Spielzeug (letzteres funktioniert beim SWH jedoch meist nicht) bestätigen. Gerade bei einem so sensiblen Hund ist es sinnvoll, anfangs eine gewisse Distanz zu Fremdpersonen einzuhalten. Dadurch kann der Saarlooswolfhond das Passieren von fremden Menschen erlernen, ohne daß sein Fluchttrieb zum Tragen kommt. Nach und nach kann dann die Distanz zu Passanten verringert werden. Die Distanz zu Fremden ist natürlich nicht immer möglich – dann sollte man wie eben beschrieben vorgehen! Der Hund muss durch Erfahrung lernen, daß von fremden Menschen keine Gefahr ausgeht und ihm nichts passiert, wenn er sich in ihrer Nähe aufhält. Bei älteren, erfahrenen und gut sozialisierten Tieren ist das dann meist kein Problem mehr, es gibt viele, ausgesprochen „coole“ Saarlooswolfhonden. Das kann allerdings einige Zeit dauern (u.U. Jahre!) und muss konsequent geübt werden (siehe Sozialisierung). Keinesfalls sollte man versuchen, den Hund in Stresssituationen zu beruhigen und zu trösten, da dies sein Verhalten nur verstärken würde.
Nach dem vorher Gesagten versteht sich von selbst, daß der Einsatz von Gewalt bei der Erziehung des Saarlooswolfhondes (und aller Hunde) strikt abzulehnen ist.
Konsequenz und wichtige Grundkommandos
Beobachtet man die Menschen in der Hundeschule, so fällt sofort auf, daß kaum jemand die gelernten Kommandos korrekt anwendet. Die konsequente Anwendung klarer, eindeutiger und kurzer Befehle fällt vielen Menschen schwer. So ist es oft nicht verwunderlich, daß der Hund bei diesem Befehlschaos gar nicht weiß, was sein Besitzer eigentlich von ihm will und den Befehl nicht korrekt ausführen kann.
Hat man einen Befehl richtig und für den Hund verständlich gegeben, so muss der Hund ihn auch befolgen. Es ist wichtig, daß man jeden Befehl konsequent auch durchsetzt, andernfalls lernt der Hund nur, daß man folgen kann oder auch nicht...
Wichtig ist, daß der Hund ein paar grundlegende Kommandos beherrscht und auch befolgt und diese muß man konsequent üben und sich immer - ohne Ausnahme - durchsetzen! Dazu gehört der überhaupt wichtigste Befehl "Hier" oder "Komm" - also das zuverlässige Abrufen des Hundes! Sehr hilfreich ist das Kommando Platz, vor allem, wenn man mehrere Hunde hat. Wir brauchen diesen Befehl fast täglich beim Spaziergang, da hier viele Touristen mit Pferden oder Ponies unterwegs sind. Wenn sie vorbeireiten, lege ich die Hunde in's Platz und muß nicht umständlich erst alle Hunde anleinen, was im Zweifelsfall viel zu lange dauert. Auch wenn ein Reiter (rücksichtslos) plötzlich losgaloppiert, muß ich mich darauf verlassen können, daß die Hunde liegen bleiben und nicht dem Pferd hinterher rennen. Deswegen ist dies ein Befehl, den ich immer durchsetze, wenn nötig, auch streng, und sie dürfen erst aufstehen, wenn ich es erlaube. Das wird von klein auf intensiv geübt und erleichtert den Alltag ungemein.
Natürlich ist auch die Leinenführigkeit ein wichtiges Thema. Man sieht sehr viele SWHs, die wie ein Schlittenhund am Schlitten an der Leine ziehen und sich dabei fast röchelnderweise selbst aufhängen oder unkontrolliert am Geschirr laufen. Der Saarlooswolfhond nutzt jede Schwäche seines Besitzers aus - so führt jede Inkonsequenz dazu, daß er selber bestimmt und nicht der Besitzer. So auch an der Leine, denn oftmals hat man nicht die Geduld, es konsequent durchzusetzen, daß der Hund nicht an der Leine zerrt, sondern ordentlich an lockerer Leine läuft. Erfahrungsgemäß eine der schwierigsten Übungen und die größte Herausforderung für die meisten Saarloos Besitzer. Gerade auch, wenn man mehrere Hunde hat, ist eine gute Leinenführigkeit wichtig, da die Hunde eine ungemeine Kraft haben, der man im Zweifelsfall hilflos ausgeliefert ist. So mancher Saarloos Besitzer hat schon mit der Nase Bekanntschaft mit dem Boden gemacht ;).
Auch das Kommando "Aus" ist ein sehr wichtiger Befehl, der im Zweifelsfall lebensrettend sein kann, falls der Hund z.B. etwas aufgenommen hat, was möglicherweise giftig sein könnte. Es sollte jederzeit möglich sein, dem Hund das, was er gerade im Maul hat oder fressen möchte, abzunehmen. Jeder Welpe wird versuchen, zunächst sein Futter oder Knochen gegenüber seinem Besitzer zu verteidigen, indem er knurrt oder gar die Zähne zeigt, wenn man ihm zu nahe kommt. Dies hat er gelernt, als er noch mit seinen Geschwistern beim Züchter zusammen war - denn da ist jeder Welpe sich selbst der nächste und verteidigt sein Futter gegenüber den Geschwistern. Natürlicherweise setzt der Welpe dieses Verhalten beim neuen Besitzer fort. Somit sollte man dies von Anfang an üben, z.B. mit Tauschgeschäften.
Hat man ein Rudel, sollte man darauf achten, daß kein Futterneid aufkommt und der Hund von klein auf gewohnt ist, in der Nähe der anderen Rudelmitglieder zu fressen und auch nicht bei den anderen zu klauen. Dies sollte man täglich üben! Denn sind die Hunde in einem Rudel futterneidisch kann es früher oder später zu einem ernsthaften Kampf kommen, denn selbst wenn man die Hunde getrennt füttert - eines Tages wird es dennoch eine Situation geben, in der der eine Hund etwas hat, was der andere will!
Unsere Hunde fressen deswegen von klein auf in unserer schmalen, engen Küche, in engem Kontakt zueinander:
Auch verteilen wir Leckerlies Nase an Nase zwischen den Hunden, auch zusammen mit fremden Besucherhunden und nutzen jeden Besucher aus, der den Hunden Leckerlies geben muß ????:
Motivation
Um einen Saarlooswolfhond zur begeisterten Ausführung von Erziehungsübungen zu motivieren muss man sich schon einiges einfallen lassen, da der SWH keinen sogenannten „will to please“ hat und meist wenig bis gar nicht auf Spielzeug (z.B. dem Werfen eines Balles) reagiert. Die Aufmerksamkeit des Saarlooswolfhondes auf sich zu ziehen und Kontakt zu ihm aufzunehmen ist oft schwer, da er sehr schnell durch kleinste Umweltreize abgelenkt ist. Zudem verliert er schnell die Lust an den Übungen, denn er sieht keinen Sinn darin, mehrmals hintereinander irgendwelche Befehle auszuführen. In diesem Fall beendet man am besten - nach einer korrekt ausgeführten Übung - die Trainingseinheit.
Aber mit Fantasie, Abwechslung und Action kann einiges erreicht werden. Sowieso sollte man die Kommandos nicht mit verbissenem Ernst einüben, sondern ganz locker und mit Spaß an die Sache herangehen. Es ist häufig zu beobachten, daß „Spaßübungen“, wie zum Beispiel „Rolle“, zuverlässig und begeistert ausgeführt werden. Denn derartige Übungen werden, im Gegensatz zu „ernsten“ Übungen wie zum Beispiel „Fuß“ meist locker, mit Spaß und nicht mit verbissenem Ernst trainiert.
Gegen die Gabe von Leckerlies ist überhaupt nichts einzuwenden. Warum den Hund nicht für eine gute Leistung belohnen? Lohn nach getaner Arbeit ist ein enormer Anreiz für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Menschen und erhöht die Gehorsamsmoral enorm.
Auch verbales Lob mit heller, freudiger Stimme und eine korrekt eingesetzte Körpersprache des Menschen motiviert den Saarlooswolfhond ein Kommando auszuführen. Dabei kann man seiner Begeisterung schon beim ersten Ansatz des Hundes, das Kommando auszuführen, Ausdruck verleihen. Ruft man den Hund zum Beispiel mit „Hier“ zu sich, kann das begeisterte Lob schon beim Umdrehen und Losrennen des Hundes in die richtige Richtung beginnen. Angespornt durch die Begeisterung seines Menschen wird der Hund dann noch schneller zu ihm kommen.
Es gilt immer: Das korrekte Timing ist beim Lob entscheidend!
Körperliche und geistige Auslastung
Der Saarlooswolfhond ist ein kräftiger und ausdauernder Läufer. Er sollte täglich mindestens ein bis drei Stunden spazieren gehen – nach oben keine Grenzen ;). Dabei sollten die Spaziergänge abwechslungsreich und interessant gestaltet werden. Gehorsamsübungen und Spiele können während des Spaziergangs für Abwechslung und Action sorgen. Der Hund sollte sich auf den Menschen konzentrieren und nicht auf das Wild in der Hecke. Zudem ist es wichtig, daß man an verschiedenen Orten spazieren geht und nicht immer die gleiche Runde dreht. Viele Saarlooswolfhonden sind an ihnen unbekannten Orten erst einmal unsicher und gestresst, sie sind überfordert von den vielen neuen Eindrücken und Umweltreizen. Auch dies muss geübt werden.
Wenn die Tiere nicht ausgelastet werden, so verschaffen sie sich verständlicherweise selbst eine Beschäftigung, die dem Besitzer jedoch in den seltensten Fällen gefällt. Kurz: sie machen dann nur Unsinn. Während des Spaziergangs verschaffen sie sich ihre eigene Action (zum Beispiel auf die Jagd gehen) und gehorchen dann nicht, wenn man sie ruft. Zu Hause können unterforderte Tiere, besonders wenn man sie alleine lässt, durch überschüssige Energie und daraus resultierender Zerstörungswut große Schäden im Haus anrichten.
Nicht ausgelastete, unterforderte Hunde werden auch Kommandos nicht korrekt ausführen. So wird zum Beispiel das „Gehen an lockerer Leine“, fast unmöglich, da die Tiere ihre überschüssige Energie erst einmal loswerden müssen.
Dies sind die Grundlagen einer erfolgreichen Erziehung und einem guten Zusammenleben mit dem Saarlooswolfhond. Beachtet man diese und damit auch die Bedürfnisse des Hundes, so wird er sich seinem Familienrudel optimal anpassen. Man wird einen wunderbaren Freund gewinnen.
Und hier noch einige Worte zu häufig genannten Problemen bei der Erziehung des Saarlooswolfhondes:
Stubenreinheit
Schon der Züchter ist gefordert und kann den Grundstein dafür legen, daß die Welpen ihr Geschäft draußen erledigen. Dies erfordert einen enormen Einsatz vom Züchter, der die Welpen permanent beobachten und bei Bedarf in den Garten bringen muss. Leistet ein Züchter hier Vorarbeit, kann auch ein Saarlooswolfhond relativ schnell stubenrein werden.
Es gibt viele Saarlooswolfhonden, die im Vergleich zu anderen Hunderassen relativ lange brauchen, bis sie stubenrein sind – d.h. mehrere Monate bis zu einem Jahr ist durchaus möglich. Es gibt sogar Exemplare, die nie zuverlässig stubenrein werden, was sich z.B. darin äußern kann, daß sie ihren Freßplatz nach der Fütterung markieren, Rüden in fremden Häusern markieren (dies passiert uns öfter, wenn Rüden zu Besuch bei uns sind!) oder wenn sie nachts „mal müssen“ sich nicht melden und einfach reinmachen – wobei dies meiner Meinung nach reine Erziehungssache ist.
Die Stubenreinheit kann den Welpenbesitzer viele Nerven und unruhige Nächte kosten. Ein Welpe, egal welcher Rasse, kann sein Geschäft nicht halten (besonders nach dem Fressen und dem Schlafen muss er sofort nach draußen), deshalb ist permanentes Beobachten vonnöten, um schon beim kleinsten Anzeichen mit ihm nach draußen zu gehen. Werden diese Anzeichen übersehen, so ist der Mensch und nicht der Welpe schuld an dem dann folgenden Dilemma. Kommentarloses Wegputzen ist dann angesagt, es sei denn, man „erwischt“ den Welpen in flagranti. In diesem Fall zeigt ihm ein scharfes „Nein“, daß er etwas falsch gemacht hat. Irgendwann wird dann auch der Saarlooswolfhond anzeigen, wenn er „muss“ und ist damit stubenrein.
Alleine bleiben
Viele Saarloos Wolfhunde werden nicht alleine in der Wohnung gelassen, sondern bei Abwesenheit des Besitzers in einen Zwinger oder in ein ausbruchssicheres Freigehege gesperrt. Reine Zwingerhaltung ist natürlich für einen extrem rudelbezogenen Hund wie den Saarlooswolfhond strikt abzulehnen, aber für einige Stunden, in denen der Besitzer sowieso weg ist, kann man diese Lösung in Betracht ziehen und bietet viele Vorteile gegenüber dem Alleinelassen im Haus. Es gibt Berichte von Saarlooswolfhonden, die aus Trennungsangst oder Langeweile die Wohnung demoliert und große Schäden angerichtet haben.
Es geht aber auch anders, denn es gibt durchaus auch Beispiele, in denen SWHs ohne jeden Stress und ohne Zerstörung der Einrichtung im Haus alleine bleiben. Am besten übt man das Alleinbleiben nach einem langen Spaziergang und nachdem der Hund sein Futter bekommen hat. Er sollte nach dem Spaziergang richtig müde und nach dem Fressen gut satt sein und sich schon freiwillig auf seinen Platz legen. Nun kann man die erste Übung starten: man verlässt für einige Minuten zuerst das Zimmer, in dem der Hund sich befindet, dann die Wohnung. Beim Zurückkommen – welches niemals erfolgen darf, wenn der Hund gerade jammert und Randale macht - beachtet man den Hund überhaupt nicht, aufgeregtes Begrüßungsverhalten des Hundes wird ignoriert, kurz: man verhält sich so, als wäre man gar nicht weg gewesen. Langsam können die Abwesenheitszeiten dann verlängert werden.
Besonders wenn man einen Garten besitzt, kann dies ohne großen Aufwand schon mit dem Welpen mehrmals täglich geübt werden. Man kann dann anfangs das Haus auch durch die Terrassentür verlassen, was für den Hund weniger symbolisiert, daß man weggeht.
Anspringen
Das Anspringen gehört zum „guten Ton“ im Wolfsrudel. Rangniedrige Tiere begrüßen so die Ranghöheren um „gut Wetter“ zu machen. Das ist also eigentlich kein Verhalten, das man bestrafen sollte, trotzdem ist es unerwünscht und oft lästig oder gar schmerzhaft. Viele Menschen reagieren jedoch häufig viel zu stark auf dieses (aus ihrer Sicht) Fehlverhalten, was es oft noch schlimmer macht, weil der Hund sich dann noch mehr „einschleimen“ möchte. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen. Man kann versuchen, das Verhalten zu ignorieren und sich wegzudrehen, was aber je nach Intensität des Hundes nicht immer einfach ist und oftmals nicht konsequent durchgeführt werden kann. Gelingt es aber und der Hund beruhigt sich da er keine Aufmerksamkeit bekommen hat, wird er direkt belohnt. Eine andere Möglichkeit ist, den Hund mit irgendwas abzulenken, z.B. mit Leckerlies suchen oder mit einem Spielzeug, welches er tragen darf – je nachdem, auf was er am besten reagiert. Man kann auch ein Kommando einführen (in kontrollierter, ruhiger Situation vorher üben, damit er versteht, was man möchte), mit welchem man den Hund „weg“ schicken kann – sprich der Hund weicht auf Kommando ein paar Schritte zurück. Es gibt jedoch genügend SWH Besitzer, die es stoisch ertragen, wenn der Hund einen zur Begrüßung stürmisch anspringt, weil es ihnen in gewisser Weise gefällt ;).
Jagdtrieb
Bei den meisten Hunderassen ist der Jagdtrieb nur schwer in den Griff zu bekommen. Besonders wenn ein Hund schon einmal Jagderfolg hatte, ist ihm dieses Verhalten sehr schwer abzugewöhnen. Der Saarlooswolfhond hat meist einen ausgeprägten, aber mit vielen anderen Hunderassen vergleichbaren Jagdtrieb, der jedoch bei den meisten Exemplaren mit viel Übung und Aufmerksamkeit weitgehend beherrschbar ist.
Absolute Konsequenz und die Arbeit an einer klaren Rangordnung in der Mensch-Hund-Beziehung sind unabdingbare Voraussetzung, will man hier erfolgreiche Erziehungsarbeit leisten. Der Spaziergang mit freilaufendem Hund ist dann kein Problem, wichtig ist, daß man den Hund immer im Auge behält und jeden kleinsten Ausflug in die Hecke konsequent unterbindet. Der Hund muss jederzeit wissen, daß man ihn „sieht“.
In besonders wildreichen Gebieten oder im Bereich von Wildwechseln, in der Brunftzeit oder wenn Jungtiere da sind, sollte der Hund vorsichtshalber angeleint werden. Auf jeden Fall sollte ein Jagderfolg vermieden werden. Ansonsten kann ein Saarlooswolfhond wie jede andere Rasse durch konsequente Erziehung beim Spaziergang auch ohne Leine laufen. Dies sollte im Hinblick auf eine artgerechte Hundehaltung unbedingt angestrebt und erreicht werden.