Häufig gestellte Fragen über den Saarlooswolfhond
Ein Saarloos Interessent sollte Züchtern und Besitzern Löcher in den Bauch fragen über die Rasse. Je mehr man fragt, umso mehr kann man über die Rasse lernen und sich ein besseres Bild machen. Die Antworten werden auf dieselben Fragen bei den verschiedenen SWH Besitzern oftmals etwas voneinander abweichen, da jeder mit seinem Hund / seinen Hunden andere Erfahrungen gemacht hat. Auch spielt natürlich das subjektive Empfinden eine große Rolle. In dieser FAQ beantworte ich immer wieder gestellten Fragen von unseren Welpeninteressenten aus meiner persönlichen Sicht und eigenen Erfahrungen heraus aus über 25 Jahren in der Saarlooswolfhond-Welt mit vielen Beispielen aus unserem Alltag mit unseren SWHs.
Wenn noch weitere Fragen sind – denn diese FAQ wird niemals vollständig sein – beantworte ich diese gerne. Einfach Kontakt mit uns aufnehmen!
Viel Spaß beim Lesen – mach es Dir gemütlich, es wird etwas Zeit in Anspruch nehmen ;)….
Eine der meistgestellten Fragen von Welpeninteressenten ist, ob der Saarlooswolfhond auch gut mit Kindern kann und ob er ein geeigneter Familienhund ist. Die Antwort ist natürlich ja! ….aber ;)….
Und das „aber“ möchte ich gerne etwas näher erläutern:
Der Saarlooswolfhond kann eigentlich „nichts“ – aber was er sehr gut kann ist: Familienhund sein! Ein SWH ist kein Arbeitshund, kein Hütehund, kein Jagdhund. Im Gegensatz zu dem ursprünglichen Zuchtziel von Leendert Saarloos, einen robusten Arbeitshund zu schaffen, der für die Polizeiarbeit oder als Blindenbegleithund geeignet ist, kann der heutige SWH eigentlich keine dieser Aufgaben zuverlässig ausführen. Das ursprüngliche Zuchtziel wurde auf lange Sicht verfehlt, auch wenn es Leendert Saarloos zu seinen Lebzeiten tatsächlich gelang, viele seiner „europäischen Wolfhunde“ als Blindenbegleithund oder Polizeihund auszubilden, gingen diese Arbeitseigenschaften nach dem Tod des Gründers der Rasse verloren, da nur noch auf Äußerlichkeiten selektiert wurde. Aber der Saarlooswolfhond von heute ist bestens geeignet als Familienhund, Begleiter und Freund. Auch wenn er von fremden Menschen meist nicht viel hält durch seine normalerweise reservierte Art, bindet er sich umso mehr an seine Menschenfamilie. Wächst der SWH mit Kindern auf, ist er der beste Freund, den ein Kind haben kann! Wenn wir einen Wurf haben, werden unsere Welpen schon sehr früh an Kinder gewöhnt, auch wenn wir selbst keine haben. Aber wir haben fast täglich Besuch von einigen unserer vielen Nachbarkinder oder von unseren Nichten und Neffen oder anderen Besucherkindern. So werden sie schon einiges gewohnt, bevor sie in ihr neues zu Hause ziehen. Shaya z.B. ist ein absoluter Kinderhund! Sie hat überhaupt keine Probleme mit Kinder, fasst sofort Vertrauen und lässt sich auch umarmen und knuddeln und bleibt dabei völlig gelassen. Ihre Tochter Enya ist ähnlich veranlagt und auch sehr gelassen mit Kindern. Yasha und Timish hingegen sind da zurückhaltender und wollen nicht unbedingt geknuddelt und schon gar nicht umarmt werden. Ein Leckerlie ist OK, mehr muß aber nicht sein ;). Je älter Timish wird, umso mehr duldet sie aber auch mal eine Streicheleinheit von einem fremden Kind. Bei Yasha zeichnet sich ähnliches ab. Das Alter bringt fast automatisch mehr Gelassenheit mit sich. Aber so ein Kinderfreund wie Shaya werden sie nie.
In folgendem Video treffen unsere Hunde Nisha (die bereits seit einiger Zeit an Degenerativer Myelopathie erkrankt war), Timish, Shaya und ihre kleine Tochter Yasha auf unsere Nachbarkinder, die gerade mit Fahrrädern unterwegs waren. Die Hunde lassen sich von den Helmen nicht irritieren und zeigen Vertrauen, obwohl sie nur hin und wieder solchen Kontakt zu Kindern haben, da wir selbst keine Kinder haben:
Manche SWHs, die an Kinder gar nicht gewöhnt sind, mögen Kinder nicht unbedingt und sind froh, wenn sie Abstand zu Kindern halten können. Wenn dann fremde Kinder auch noch hektisch sind und z.B. davonrennen, kann es sogar passieren, daß der SWH das Kind regulieren will und das kann sich durchaus darin äußern, daß er mal hinterherrennt und versucht, das Kind zu stoppen, eventuell sogar mit schnappen (ACHTUNG: NICHT beißen – es handelt sich um ein Schnappen in die Luft, eine Andeutung – nur im schlimmsten Fall ein leichtes Zwicken!). Daher muß man Kinder immer dazu anhalten, in Gegenwart von Hunden, die Kinder nicht gewohnt sind, nicht hektisch rumzurennen – dies ist eine generelle Grundregel im Verhalten eines Kindes gegenüber eines Hundes. Es liegt in der Verantwortung des Hundehalters und auch der Eltern des Kindes, solche Situationen zu vermeiden.
Es gibt also einige Grundregeln, die Kinder im Umgang mit einem Hund unbedingt lernen müssen. Der VDH hat hierzu eine nette Broschüre erstellt, wo die Grundregeln übersichtlich und leicht verständlich zusammengefasst sind: http://www.vdh.de/hundehalter/kind-hund/
Daher möchte ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen. Aber was immer wieder ein Thema bei Saarloos Interessenten ist, ob man sich einen Welpen anschaffen kann, wenn man ein Baby erwartet, ein Kleinkind hat oder in Zukunft menschlichen Zuwachs plant. Hierzu möchte ich meine persönliche Meinung abgeben:
Ist der Hund bereits da und ist in Zukunft Nachwuchs geplant, stellt das gar kein Problem dar. Der Hund sollte aber schon seine jugendliche Sturm- und Drangphase hinter sich haben, also kein Welpe mehr sein, am besten schon erwachsen. Erwartet man ein Baby oder hat bereits eines oder ein Kleinkind deutlich unter 5 Jahren, muß man sich die Anschaffung eines SWH Welpen sehr gut überlegen. Ich persönlich rate eher davon ab. Der Grund liegt einfach darin, daß ein SWH Welpe sehr spitze Zähnchen hat, mit denen er alles untersuchen will und auch nicht vor der zarten Kinderhaut Halt macht. Auch die Krallen sind sehr scharf und können schnell tiefe Kratzer in der Haut hinterlassen. So mancher SWH Besitzer sieht in der Welpenzeit aus, als wäre er misshandelt worden, weil die Arme übersät sind von Kratzern und blauen Flecken! Für ein Baby/Kleinkind, welches sich dagegen noch nicht wehren kann, eine schmerzliche Erfahrung. Darüber hinaus sind Menschen, die noch keine Erfahrungen mit Wolfhunden gesammelt haben, meist alleine mit einem Welpen voll ausgelastet im ersten Lebensjahr. Doch eigentlich sollte doch das eigene Kind im Mittelpunkt stehen und nicht der Welpe! So ein Baby kostet doch viel Aufmerksamkeit der Mutter und ein Welpe kommt dann schnell zu kurz und stellt dann noch mehr Blödsinn an, als wenn er die alleinige Aufmerksamkeit genießen würde.
Ich bin der Meinung, daß man also damit warten sollte, bis die Kinder aus dem Gröbsten raus sind und zumindest 4 bis 5 Jahre alt sind, so daß sie schon imstande sind, die Grundregeln mit dem Umgang eines Hundes zu verstehen und sich auch gegenüber dem Hund z.B. mit einem bestimmten „Nein“ artikulieren können. Natürlich liegt es immer noch zu 100% an den Eltern dafür zu sorgen, daß das Kind und der Hund einen guten Umgang miteinander haben, die Regeln einhalten und einschreiten, wenn der Hund zu grob wird zum Kind oder andersrum.
Dann steht dem Familienglück MIT Saarlooswolfhond nichts mehr im Wege!
Der Saarloos bindet sich stark an seine menschliche Familie und durch seine anhängliche, verschmuste und auch sanfte Art denkt man manchmal, man hat eine Katze und keinen Hund als Haustier ;). Der Saarloos liebt nichts mehr als bei seinen Menschen, seiner Familie, zu sein und geht eine sehr tiefe Bindung ein, die etwas sehr Besonderes ist. Man muß das erleben um das zu begreifen!
Die meisten SWHs verfolgen ihren Menschen oftmals auf Schritt und Tritt, halten sich immer in der Nähe auf, sitzen vor der Toilettentüre und warten auf Herrchen/Frauchen usw. Unsere Hündinnen sind auch solche „Rockzipfel“ – sie bleiben nicht mal alleine im Garten, wenn wir selbst im Haus sind. Dann stehen alle vor der Terrassentüre und wollen rein. Sind wir aber draußen im Garten, sind sie natürlich auch dort. Wenn sie schlafen, liegen sie immer um uns rum oder gar auf uns drauf ;), fast immer besteht mit mindestens einem Hund direkter Körperkontakt, oftmals mit allen gleichzeitig. Das genieße ich sehr und liebe ich unwahrscheinlich an diesen Hunden. Es ist sehr intensiv. Sie sind sehr verschmust, kriechen manchmal am liebsten fast in uns rein und ich sage immer, wenn sie schnurren könnten wie eine Katze würden sie das tun.
Aber nicht nur mit dem Besitzer wird gerne geschmust, es wird auch unter den Hunden selbst intensiver Körperkontakt gepflegt – sei es Kontaktliegen, sich gegenseitig beknabbern (Yasha ist darin Weltmeister!), putzen und zärtliches Lecken. Im folgenden Video lässt sich Enya von Timish und Yasha verwöhnen:
Der SWH geht also eine starke Bindung zum Besitzer ein, ist verschmust, anhänglich und ein treuer Begleiter. Dies macht es aber oftmals schwer, ihn an andere Menschen mal vorübergehend in Pflege zu geben, wenn man mal im Krankenhaus ist oder ohne Hund in Urlaub möchte oder ähnliches. Es ist dann wichtig, daß der Hund diese Person gut kennt und gerne dort ist. Mit fremden Personen geht das ziemlich sicher schief, das betrifft auch der Aufenthalt in einer Hundepension. So mancher SWH Besitzer musste schon seinen Urlaub abbrechen, weil der Hund in der Hundepension versucht hat auszubrechen und dabei bis zur Selbstverletzung geht!
Dadurch entsteht auch dieselbe Problematik mit dem Alleine bleiben, welche im nächsten Kapitel erörtert wird.
Wie bereits im vorherigen Abschnitt geschrieben, geht der Saarlooswolfhond eine sehr enge Bindung zu seinen Menschen ein. Das macht es schwer, ihn ganz alleine zu lassen. Von daher ist es für den Hund am besten, wenn er immer bei seinem Besitzer sein kann und nur selten alleine gelassen wird. Aber manchmal geht es nicht anders und der Hund muß zumindest stundenweise alleine bleiben. Berufstätige Menschen, die ihren Hund täglich 8 h oder gar länger ganz alleine lassen müssen, sollten von der Hundehaltung absehen. Das Alleine bleiben muß in kleinen Schritten geübt werden und langsam über einen großen Zeitraum gesteigert werden. Optimal ist es, wenn man ein großzügiges, aber ausbruchssicheres Freigehege hat. Noch besser ist es, wenn der Hund dort nicht ganz alleine sein muß, weil er in Mehrhundehaltung gehalten wird und einen Artgenossen bei sich hat. Das jedoch verhindert nicht unbedingt die Verlassensängste, aber kann sie deutlich mindern, in manchen Fällen aber tatsächlich sogar ganz verhindern. Unsere Hündinnen haben ein großes Freigehege, in dem sie stundenweise untergebracht sind. Ich habe jedoch meine Arbeitszeit reduziert, damit die Hunde nicht so lange alleine bleiben müssen, obwohl es ein Rudel ist und auch Familie (Mutter / Tochter / Halbgeschwister / Tante), welches vom ersten Lebenstag an zusammen ist. So haben wir bezüglich Verlassensängste keine Probleme, außer einmal: Timish hatte nach dem Tod von unserer ältesten SWH Hündin Nisha, Chef und ruhender Pol im Rudel, starke Verlustängste und trauerte sehr, wurde unsicher und hat es nicht ertragen, ohne Nisha im Freigehege zu verbleiben, obwohl ja noch Shaya, Yasha und Enya da waren. Sie war zu dem Zeitpunkt bereits über 7 Jahre alt und hatte bis dato nie Probleme damit, im Freigehe zu sein, sie kennt es ja von klein auf. Doch plötzlich hat sie angefangen zu versuchen, auszubrechen. Hat in die verzinkten Doppelstabmatten gebissen, versuchte, über den Zaun zu springen, demolierte die Wände von dem „Wintergarten“ (eine Art Vorraum von der Gartenhütte, siehe hier), buddelte und zerbiss sogar den Regenablauf der Gartenhütte, was dann so aussah:
Wir haben zunächst nicht sofort verstanden, warum sie das plötzlich tut. Sie steigerte sich so rein, daß sie ihre Zähne dabei abgebrochen hat und sich an den Pfoten / Krallen verletzte. Da wir ja nicht unseren Job kündigen können, haben wir, um eine mögliche Ursache herauszufinden, eine Überwachungskamera im Gehege installiert. Diese zeigte jedoch eindeutig: Es gab keinen konkreten Auslöser! Die anderen 3 Hunde lagen entspannt da und schliefen, während Timish auf und ab lief und sich immer mehr reinsteigerte, bis sie versuchte, auszubrechen. Wir waren wirklich ratlos, aber da es kurz nach dem Tod von Nisha angefangen hat, war uns dann plötzlich klar, daß dies die Ursache sein musste. Nur was kann man dagegen tun? In solchen Momenten kann man wirklich verzweifeln. Wir überlegten, wie wir das wieder in Griff kriegen können und ich fing an, die Hunde im Gehege zu füttern, mit ihnen dort zu schmusen usw. – einfach zu versuchen, positive Momente mit dem Gehege zu verbinden. Nach ein paar Monaten hörte dieser Spuk genauso schnell auf, wie er gekommen ist! Jedoch glaube ich nicht, daß meine Maßnahmen damit zu tun hatten, vielmehr hat Timish in diesen Monaten gelernt, die Chefrolle im Rudel zu übernehmen und Nisha’s Tod zu akzeptieren. Seitdem ist sie völlig entspannt und hat keine Probleme mehr im Gehege – wie zuvor auch.
Aber sowas zeigt, wie extrem ein SWH auch auf Veränderungen in seinem Leben, wie z.B. der Tod eines wichtigen Rudelmitgliedes, reagieren kann. Genauso kann so etwas einfach passieren, weil er vom Besitzer alleine gelassen wird und Verlassensängste entwickelt. Die Kraft, die dann hinter solchen Ausbruchversuchen steht, ist unglaublich!
Eine andere Form der Zerstörungswut ist einfach nur Langeweile, pure Neugierde oder Unterforderung, was dann so aussehen kann:
Gerade ein junger SWH neigt extrem dazu, alles mit seinen Zähnen und Pfoten zu untersuchen, denn der Unternehmensdrang ist beim Junghund doch sehr ausgeprägt. Dabei werden Polster zerfetzt, im Haus auch mal Tapeten von der Wand gekratzt oder Möbel angenagt, im Gehege um die Wette gebuddelt usw. Unsere Hunde haben alle in den ersten ein bis zwei Lebensjahren die Matratzen und Polster im Gehege feinsäuberlich in 1000e von Kleinteilen zerlegt und im Rasen gebuddelt. Manchmal sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, wenn man nach Hause kam. Nisha war anfangs noch zusammen mit unserer Schäferhündin Yuma im Haus und hat da auch allerlei Schaden hinterlassen, der in ihrer Lebensgeschichte in Wort und Bild zusammengefasst ist. Aber die gute Nachricht ist: ab dem ersten Lebensjahr wird es allmählich besser und ab ca. dem zweiten Lebensjahr hört das meist komplett auf. Ein Beispiel von Enya’s Buddel-Aktivitäten auf den folgenden Fotos:
Die fabrizierten Löcher sind auf den letzten 3 Fotos gut sichtbar, weil wir die Löcher mit mehreren Schubkarren Erde wieder gestopft haben. Meist tun wir das vor einem längeren Urlaub, damit der Rasen im Urlaub wieder wachsen kann, denn sonst wird ja gleich wieder die frische Erde wieder verteilt ;). Das war unsere dritte oder vierte Rasenreparatur seit wir Enya haben – aber auch tatsächlich die letzte!! Denn seit Enya gut 2 Jahre alt war, hat sie kein einziges Loch mehr gebuddelt und auch die Matratzen überleben unbeschadet! Und das Resultat ist ein gepflegter Rasen, dem man nicht ansieht, daß dort täglich 4 Hunde für ein paar Stunden wohnen ;):
Einmal ist es mir passiert, daß ich Yasha (damals noch sehr jung) draußen im Garten vergessen habe. Sie war schon immer ein kleiner Houdini und verstand es, einfach unbemerkt zu „verschwinden“ und man denkt „gerade war sie doch noch da!“. Nisha war bereits in einem fortgeschrittenen Stadium ihrer Erkrankung Degenerative Myelopathie und war hinten vollständig gelähmt. Deswegen brauchte sie meine volle Aufmerksamkeit, wenn ich mit ihr abends nochmal in den Garten gegangen bin um Pipi zu machen. Ich musste Nisha mit einer Tragehilfe tragen und dabei sind – wie immer – alle anderen Hunde auch mit rausgegangen. Ich habe Nisha wieder reingetragen und war mir sicher, daß alle Hunde mit reingegangen sind und mit hoch in’s Schlafzimmer gegangen sind. Da ich mit Nisha alle Hände voll zu tun hatte, habe ich die Terrassentüre nicht sofort hinter mir zugemacht, sondern zuerst Nisha in ihr Bett gebracht, um dann erst die Türe zu schließen. Ich bin dann auch in’s Bett und habe keinen Gedanken daran verschwendet, daß ein Hund fehlen könnte….sind doch alle mit hochgegangen! Aber weit gefehlt….Yasha hat wohl die Gelegenheit genutzt, nochmal in den Garten zu gehen und war die ganze Nacht draußen….sie hat es anfangs offensichtlich ganz gut gefunden, da ich später allerlei Dinge im Garten gefunden habe (wie z.B. eine Gießkanne, Blumentöpfe usw.) mit denen sie sich vergnügt hat. Auch war sie ganz still, sonst hätten wir es ja mal mitgekriegt. Früh morgens jedoch wachte ich auf und wunderte mich über den Krach draußen, den ich auf die Bauarbeiter schob, die in der Nachbarschaft ein neues Haus bauten. Ich stand auf und bemerkte plötzlich: Yasha fehlt!! Mit einem unguten Gefühl rannte ich nach unten und sah die Bescherung – Yasha machte diesen Krach, indem sie gegen die Fenster und die Außenjalousien donnerte, um reinzukommen! Und dabei leistete sie ganze Arbeit – sie wollte unbedingt in’s Haus! Niemals würde einer unserer Hunde abhauen, selbst wenn so eine Gelegenheit da ist – denn unser Gartenzaun ist mit 1,20 m leicht zu überwinden. Das Gegenteil ist der Fall – sie wollen bei uns sein und wenn sie merken, daß das nicht geht, werden alle Register gezogen! Das Ergebnis waren 3000€ Schaden:
Diese Fotos zeigen auch, mit welcher Energie ein SWH Dinge zerstören kann – selbst dicke Alulamellen werden zerbissen wie Papier, oder wie weiter oben gezeigt Regenfallrohre zusammengefaltet. Auch kenne ich einige SWH Besitzer, deren Hunde die Inneneinrichtung des Autos komplett zerstört haben, nur weil sie ein paar Minuten alleine im Auto bleiben mussten. Bei einem Freund passierte dies sogar während der Zeit, als er an der Tankstelle bezahlt hat. Danach brauchte er einen neuen Sitz. Unsere Hunde sind hingegen sehr brav im Auto, auch wenn sie mal etwas länger alleine darin bleiben müssen (natürlich nur bei kühlem Wetter!). Da haben wir sehr viel Glück mit ihnen! Auch können sie – wenn sie aus dem jugendlichen Alter raus sind – problemlos im Haus bleiben und machen nichts mehr kaputt. Doch in den ersten 2 Lebensjahren probieren ich das nicht aus ;).
Die Stubenreinheit kann beim Saarloos Wolfhund durchaus mal etwas länger dauern, bei manchen Exemplaren gar bis zu einem Jahr. Manche erwachsene Hunde markieren sogar ein Leben lang ihren Futternapf nach dem Fressen oder Rüden markieren in fremden Häusern, wenn sie auf Besuch sind (das passiert und sehr oft, wenn wir Besuch von Rüden haben). Das hat jedoch mit Markierverhalten zu tun und nicht direkt in dem Sinne mit der Stubenreinheit.
Wie lange es dauert, bis ein Welpe / Junghund stubenrein ist, ist individuell sehr verschieden und wir hatten schon alle Varianten:
Nisha brauchte sehr lange, d.h. ca. 7 Monate, um stubenrein zu werden und hat uns wirklich manchmal an unsere Grenzen gebracht. Sie schaffte es tatsächlich, 5 Mal in einer Stunde reinzupinkeln und dachte im Traum nicht daran, draußen zu machen! Sie hat uns auch desöfteren auf das Bett und das Sofa gepinkelt und die Krönung war, daß sie einmal extra auf das Sofa geklettert ist um ein schönes Häufchen zu machen! Da bekam sie doch glatt eine kostenlose Flugstunde von mir verpasst, da ich sie inflagranti erwischt habe! Und NUR dann darf man den Welpen auch mal dafür strafen, indem man streng „Nein“ sagt und ihn vielleicht auch etwas unsanft nach draußen befördert. Falls er sein Geschäft draußen verrichtet, ist Party angesagt und ein dickes Lob!
Timish war ab dem Zeitpunkt, als ihre Geschwister uns verließen, absolut zuverlässig stubenrein. Das bedeutet im Alter von 10 Wochen! Sie hat ab dem Zeitpunkt niemals in’s Haus gemacht, auch nachts nicht, obwohl sie sich frei bewegen durfte von Anfang an – denn normalerweise benutzen wir einen Bench für die Nacht, der neben dem Bett steht, so daß wir mitkriegen, wenn der Welpe unruhig wird und raus muß. Diese Methode kann ich sehr empfehlen, da man doch einen ruhigeren Schlaf hat und der Welpe nachts nicht im Haus rumgeistert und heimlich in die Ecken macht. Ich muß jedoch dazu sagen, daß ich beim A-Wurf einen immensen Aufwand betrieben habe, um die Welpen stubenrein zu bekommen, was aber dazu führte, daß ich selber nach diesem Wurf völlig ausgelaugt war, da ich jede Nacht alle 2 h mit den Welpen raus bin! Das führte jedoch dazu, daß der gesamte A-Wurf praktisch direkt nach der Abgabe beim neuen Besitzer stubenrein war! Das zeigt aber auch, daß man durch entsprechende Erziehungsarbeit und Aufmerksamkeit die Stubenreinheit deutlich fördern kann.
Unsere anderen SWHs, Shaya, Yasha und Enya, waren einfach ganz normale durchschnittliche Welpen, was die Stubenreinheit angeht. Sie waren alle etwa ab dem Alter von 3 bis 4 Monaten so weit, daß sie ihre Geschäfte nur noch draußen erledigten. Ab dem B-Wurf habe ich jedoch auch eine andere Methode angewandt, da meine Methode vom A-Wurf körperlich fast nicht durchzustehen ist, da man ja außer den Welpen ja auch viel Arbeit mit den vielen Besuchern hat! Seit dem B-Wurf verwende ich nachts Wickel- oder Krankenbettunterlagen, die saugfähig sind. Sobald die Welpen anfangen, selbständig ihr Geschäft zu verrichten, muß ich sehr aufmerksam sein und sie auf die Matten setzen. Das klappt sehr gut, denn sobald der erste Welpe draufgemacht hat, fällt es den anderen leicht, das nachzumachen. Und schon bald suchen sie selbständig diese Matten auf. Auf folgendem Foto haben wir uns einen kleinen Spaß erlaubt – denn es gibt tatsächlich eine Ortschaft namens „Pissen“ und da haben wir doch einen Wegweiser dahin für die Welpen gebastelt. Wie man sieht, wurde das sehr gut angenommen ;):
Um einen Welpen stubenrein zu bekommen, muß man einfach nur sehr aufmerksam sein. Fängt der Welpe an, suchend umherzulaufen oder sich im Kreis zu drehen muß man schnell handeln und ihn rausbringen. Ein Welpe muß immer dann, wenn er:
- gefressen hat
- geschlafen hat
- gespielt hat oder schon während des Spiels
- und auch mal zwischendurch ;)
Strafen sollte man den Welpen grundsätzlich nur mit einem scharfen „Nein“ und unsanftes Befördern in’s Freie, wenn man ihn inflagranti erwischt! Ist das Unglück schon geschehen, ist es zu spät und man muß das nächste Mal einfach nur besser aufpassen!
Nachts empfiehlt sich, den Bewegungsradius des Welpen einzuschränken, wie z.B. mit einem Bench, den ich oben schon erwähnt habe. Tut man das nicht, kann es passieren, daß er einfach unbemerkt reinmacht, weil er ja noch nicht gelernt hat, sich zu melden. Es gibt einige SWHs, die sich auch noch im Erwachsenenalter nicht melden, aber das kann auch daran liegen, daß sie es nie gelernt haben, wie man das macht. Deswegen übe ich auch das mit dem Welpen / Junghund. Wenn ich weiß, er kann noch ein wenig einhalten, weil er schon einigermaßen stubenrein ist und ich merke, daß er mal muß, zögere ich das rauslassen ein klein wenig raus, gehe aber schon zur Türe und frage den Hund, ob er raus will, fasse an die Türklinke und wenn er irgendeine Reaktion zeigt (was er ja in der Regel tut – nur das Kratzen an der Türe dulde ich nicht) lobe ich ihn und lasse ihn raus und wenn er dann sein Geschäft macht gibt es Party. Hierzu gehört ein gutes Timing, wie eigentlich bei allen Erziehungsfragen. Das führt mit der Zeit dazu, daß der Hund anfängt, sich zu melden, indem er zur Türe läuft und wieder zu mir oder gar gelernt hat, leise zu wuffen oder zu winseln. Das funktioniert dann auch nachts, weil die Hunde uns dann tatsächlich wecken, wenn sie müssen, statt klammheimlich im Erdgeschoß zu verschwinden und einfach reinzumachen. Wie so viele ist das reine Erziehungssache! Auch wenn der SWH hier vielleicht nicht ganz so einfach zu erziehen ist wie manch andere Rasse, ist es dennoch gut machbar mit der nötigen Aufmerksamkeit.
Viele Saarloos Wolfhunde fahren schlecht Auto! Man kann schon fast sagen, daß es eine typische Eigenschaft ist, mit der man rechnen muß. Man kann Glück haben und der Hund fährt gut – aber meistens ist es doch so, daß er sabbert, erbricht oder im schlimmsten Fall sogar in das Auto kotet. Bei 5 eigenen Saarloos Wolfhunden war nur einer dabei, der keine Probleme mit dem Autofahren hatte und ich würde sagen, das spiegelt ungefähr die Quote in der Rasse wieder. Unsere erste SWH Hündin Nisha hat Unmengen an Flüssigkeit durch sabbern verloren, so daß der ganze Kofferraum überflutet war und unsere Schäferhündin Yuma, die mitgefahren ist, ganz naß war. Das sah dann so aus:
Sie hat richtig gelitten (und das schon bei kurzen Autofahrten) und es grenzte manchmal schon an Dehydrierung! Zusätzlich hat sie bei jeder Autofahrt erbrochen und sie hat auch einmal – bei einer 5 km Fahrt (!) – durchfallmässig reingekotet! Sie brauchte nach einer etwas längeren Autofahrt von 30 bis 45 min fast genauso lange um sich wieder zu erholen. So hatten wir ein großes Problem damit, wenn wir zur Hundeschule gefahren sind, denn das waren 40 Minuten Autofahrt und bis Nisha wieder fit war, war die Stunde ja schon fast vorbei (alternativ mussten wir 1 h früher losfahren, damit sich Nisha vor der Welpenstunde erholen konnte). Da die Sozialisierung bei einem SWH enorm wichtig ist, und wir nun mal auf dem Dorf wohnen, führte kein Weg an regelmässigen Autofahrten vorbei. Die Rettung waren Reisetabletten namens Primatour aus den Niederlanden, die fast jeder SWH Besitzer kennt ;). Diese sollte man eine Stunde vor der Autofahrt geben, um eine gute Wirkung zu erzielen. Mit der Dosierung muß man sich rantasten, bei manchen Hunden reicht schon eine halbe Tablette (vor allem im Welpenalter), manche erwachsene Hunde brauchen gar 2 Tabletten um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Ich habe jedoch von diesen Tabletten noch nie von einer Nebenwirkung gehört – auch wird der Hund dadurch nicht müde oder schlapp! Bei Nisha haben diese Reisetabletten Wunder bewirkt und sie war, wenn wir bei der Hundeschule ankamen, topfit und gut gelaunt!
Ich kenne so viele SWH Besitzer, die schon alles Mögliche ausprobiert haben, von homöopathischen Mitteln, irgendwelche Relax-Pülverchen, Pheromon-Düfte oder andere Reisemedizin. Von keinem Mittel gibt es so viele Erfolgsberichte wie von Primatour. Leider kann man Primatour nur in den Niederlanden in den Drogeriemärkten kaufen oder in einer niederländischen Online-Apotheke.
Auch üben viele das Autofahren mit extrem aufwendigen Verfahren, füttern den Hund im Auto, sitzen eine Stunde im stehenden Auto, steigern die Fahrten minutenweise usw….das alles kostet nur Zeit, bringt aber beim Saarlooswolfhond meist gar nichts!
Ich habe oft den Eindruck, daß die Psyche eine große Rolle spielt und nicht nur alleine das Gleichgewichtsorgan. Bei unseren Hunden war es meist so, daß sie nicht gerne von zu Hause wegfahren – schon der Gedanken an das Autofahren (Jacke und Schuhe anziehen, Auto packen, Autoschlüssel in die Hand nehmen) kann dazu führen, daß der Hund bereits sabbert. Beim Einsteigen läuft der Sabber dann schon richtig und es wird geschmatzt und der Blick vom Hund sagt: „Ich sterbe gleich und ich werde diese Autofahrt nicht überleben!“
Ist man aber in der Fremde und fährt wieder nach Hause, oder ist im Urlaub unterwegs und fährt dort von A nach B, dann geht es meist sogar ohne Sabbern und das ohne Reisetabletten! Unsere Yasha ist hierfür das beste Beispiel – im Urlaub, selbst wenn wir täglich 1 bis 2 h fahren, um Ausflüge zu machen, verliert sie keinen Tropfen und steigt auch gerne ein! Würde es ausschließlich am Gleichgewichtsorgan liegen, dann wäre das ja kein so ein enormer Unterschied! Fahren wir von zu Hause weg, um z.B. unsere Familie zu besuchen, sabbert Yasha wie ein Wasserfall und legt dabei immer den Kopf auf Timish, so daß wir nach Ankunft Timish abtrocknen müssen.
Yasha ist unsere einzige SWH Hündin, die im Erwachsenenalter immer noch sabbert, und ich schätze, das wird sie bis zu ihrem Lebensende tun. Ansonsten ist die Regel, daß es im ersten Lebensjahr am schlimmsten ist, im zweiten Lebensjahr sabbern sie meist nur noch, erbrechen aber nicht mehr und dann hört es irgendwann ganz auf und sie überstehen trocken die Autofahrt. Ein Hobby wird es wohl nie – ich kenne nur wenige SWHs, die wirklich GERNE Autofahren – aber sie ertragen es und leiden dann nicht mehr. Es ist also fast immer ein Licht am Ende des Tunnels, auch wenn man im ersten Lebensjahr manchmal gerne daran verzweifeln möchte!
Bei Timish war es im Alter von ca. 12 Wochen so schlimm, daß sie einmal nach einer 30 Minuten Autofahrt ausgestiegen ist und einen kurzen Kreislaufzusammenbruch bekam (Sekundenohnmacht). Da haben wir uns ganz schön erschrocken! Aber auch bei ihr wurde es nach einem Jahr besser und ab ca. dem zweiten Lebensjahr hatte sie keine Probleme mehr!
Bei Shaya war es nicht so schlimm, sie hat eigentlich nur gesabbert im ersten Lebensjahr und dann ging es schon schnell besser. Auch sie fährt seit ca. dem zweiten Lebensjahr ohne Probleme Auto.
Enya hatte nie Probleme und ist von Anfang an super entspannt Auto gefahren. Einsteigen tut sie nicht gerne, aber wenn sie mal fährt, entspannt sie. Das kann dann durchaus so aussehen:
Wir üben, wenn wir einen Wurf haben, mit unseren Welpen schon regelmäßig (wenn möglich täglich) das Autofahren ab ca. der 6. Woche. Wir machen nur ganz kurze Autofahrten (nur maximal ein paar Minuten, anfangs im stehenden Auto mit laufendem Motor, dann nur 1 bis 2 Minuten und steigern dann langsam), die in einem Ausflug im Grünen enden, also immer positiv besetzt. Die ersten Fahrten gehen immer ohne Probleme, die Welpen trinken dabei während der Fahrt auch bei der Mama, die natürlich immer mitfährt. Doch manchmal stellt sich schon recht früh heraus, wer vermutlich mal Probleme haben wird mit dem Autofahren, da der eine oder andere Welpe doch auch mal etwas sabbert oder sogar erbricht.
Ausflug mit den Welpen:
Egal wie kurz man fährt, egal wieviel man übt, egal wie positiv der Ausflug am Ende ist: Es steckt einfach im Saarloos drin, daß er die Veranlagung dazu hat, ein schlechter Autofahrer zu sein! Es ist aber absolut keine Option, auf das Autofahren zu verzichten – denn tut man das, wird der Hund es nie lernen! Je weniger Theater man darum macht, den Hund ignoriert und nicht bedauert, je öfter man fährt, umso größer ist die Chance, daß der Hund irgendwann gut fährt. Wie bei allem gilt auch hier: Nie aufgeben!
Die Reserviertheit gegenüber fremden Menschen ist ein rassetypisches Merkmal vom Saarlooswolfhond. Dies ist auch im Standard festgehalten, Zitat:
„Fremden gegenüber kann er reserviert sein und sucht normalerweise keinen Kontakt. Diese zurückhaltende und wolfsähnliche Eigenschaft, um unbekannte Situationen zu vermeiden, ist typisch für den Saarlooswolfhund.“
Das Wort „kann“ und „normalerweise“ zeigt schon, daß der SWH reserviert sein kann, aber nicht muß – denn so mancher Rassseliebhaber, der die Scheuheit seiner Hunde „schönreden“ möchte, behauptet gar, daß ein offenes Wesen beim Saarlooswolfhond nicht erwünscht sei und sogar ein Fehler sei. Dem ist absolut nicht so! Jedoch sind „übermäßig ängstliche Hunde“ laut Standard ein sogar disqualifizierender Fehler. Doch natürlich ist dies schwer zu bewerten, denn das Verhalten ist auch immer situationsbedingt, meist nur eine Momentaufnahme und kann sich im Verlauf des Lebens eines Hundes total verändern. Hinzu kommt die subjektive Wahrnehmung der Menschen – was der eine als leicht reserviert betrachtet, ist für den anderen schon extrem scheu. Die Grenzen zu ziehen ist enorm schwierig.
So gibt es neben den reservierten und scheuen Hunde auch offene Exemplare, die Fremden aufgeschlossen und ohne Scheu gegenübertreten. Dies macht das Zusammenleben mit dem Hund natürlich in gewisser Weise einfacher in den meisten Situationen, da der Hund entspannt ist und keine Angst zeigt, wenn man mit ihm z.B. durch die Stadt läuft. So einen Hund kann man problemlos fast überall mitnehmen und ist auch meistens einfacher zu erziehen, da ein Hund, der unter Streß steht, nicht aufnahmefähig ist.
Reservierte SWHs halten einfach nur Abstand zu fremden Menschen, kommen aber nach ein paar Minuten schon, um zumindest ein Leckerlie anzunehmen und nach einer gewissen Zeit (das können auch mehrere Stunden sein) kann man ihn sogar anfassen, wenn man Glück hat. Ein reservierter SWH verfällt aber nicht in Streß, wenn er fremden Menschen gegenüber steht, sondern möchte über die Kontaktaufnahme schlicht selbst entscheiden. Nur in extremen Situationen wie z.B. Hundeausstellungen (wenn der Richter sich über den Hund beugt und ihn anfassen will, obwohl der Hund das natürlich nicht will) oder bei Untersuchungen beim Tierarzt kann auch ein reservierter SWH scheue Momente haben und in Streß geraten. Ist die Situation aber vorbei, beruhigt sich der Hund sofort und entspannt sich wieder. Daher sind Ausstellungen ein denkbar ungeeignetes Umfeld um zu beurteilen, ob der Hund nur reserviert oder scheu ist – aber auf genau solchen Veranstaltungen findet z.B. im VDH die Zuchtzulassung statt, wo der Hund sich anfassen und vermessen lassen MUSS, ob er will oder nicht! Ein Beispiel hierzu ist unsere Shaya: sie ist im Alltag eine absolut entspannte Hündin und bei Fremden manchmal reserviert, aber auch manchmal offen – zu Kindern ist sie immer offen. Kommt fremder Besuch zu uns, bleibt sie anfangs auf Abstand, was aber auch der Rudeldynamik geschuldet ist, denn bellt einer und weicht zurück, tun die anderen das auch. Bei einem Spaziergang taut sie dann schnell auf und erhofft sich Leckerlies von den Besuchern. Shaya ist eigentlich genauso, wie man sich den SWH wünscht. Doch bei der Zuchtzulassung hat sie trotz des bestandenen Wesenstests, bei dem sie sich vom Richter problemlos anfassen ließ, eine Einschränkung bei der Formwertbeurteilung bekommen! Die Einschränkung besagt „Der Deckpartner muss wesensfest sein.“. Der Richter wollte ihre Schulterhöhe mit einem sogenannten Körmaß messen, dabei hielt er das Körmaß quer vor sich, ging frontal auf Shaya zu mit direktem Augenkontakt. Als er sah, daß Shaya zurückweicht, bedrängte er sie, beugte sich über sie und nahm das Körmaß (ein langer Stab mit einem Winkel dran) und fuchtelte damit vor Shaya’s Nase herum und sagte „Guck mal, das ist doch nur ein Stock!“. Was soll man dazu sagen? Bei Shaya war der Ofen aus – verständlicherweise – und sie wollte nun weg von diesem bedrohlichen Mann. Da es keine Zuchtzulassung ohne das Vermessen der Größe gibt, blieb mir nichts anderes übrig, als sie festzuhalten und sie musste die Prozedur gegen ihren Willen über sich ergehen lassen. Das Messergebnis stimmte sogar, es hat also geklappt. Als der Richter wegging, hat sie sich wieder sofort entspannt und ist schön gelaufen und gestanden. Ich rechnete absolut nicht mit dem Ergebnis mit der Einschränkung und beschwerte mich auch beim VDH, denn ich habe andere Züchter schon gesehen, die ihre Hunde durch den Ring schleifen, der Hund kaum einen Schritt gelaufen ist, er zu Dritt beim Messen festgehalten wurde oder gar mit doppeltem Halsband gesichert vorgeführt wurde, weil er zuvor zweimal den Ring verlassen hat, weil er aus dem Halsband geschlüpft ist. Und diese Hunde haben eine uneingeschränkte Zuchtzulassung bekommen. Davon habe ich auch Fotos und Videos, aber der VDH hat sich nicht dafür interessiert, denn das Urteil eines Richters ist unanfechtbar, so wurde mir gesagt. Somit musste ich bei beiden Würfen den Rüden vom VDH genehmigen lassen, indem ich vorweisen musste, daß er wesensfest ist (der eine Rüde hatte eine Prüfung bei einer Hundeschule und der andere Rüde wurde von einer Hundepsychologin extra beurteilt). Shaya’s Nachkommen sind trotzdem alle sehr gelungen und die meisten sind sogar ganz offen ;).
Scheue SWHs meiden jeglichen Kontakt zu fremden Menschen, bleiben auf großem Abstand und können, wenn sie sich z.B. an der Leine eingeengt fühlen oder fremder Besuch in’s Haus kommt, sogar extrem ängstlich erscheinen oder in bestimmten Situationen auch mal panisch reagieren. Das kann für den Besitzer sehr anstrengend sein, viele Nerven und noch mehr Geduld kosten! Mit so einem Hund muß man sehr viel Energie in seine Sozialisierung stecken und darf nie aufgeben. Man muß den Hund ignorieren, wenn er Angst zeigt, nicht ansprechen oder beruhigend streicheln. Denn damit verstärkt man nur die Angst, weil man ihn in dem Moment bestätigt. Vielmehr sollte man ihm Sicherheit geben, indem man ihn führt – das bedeutet, man gibt ihm das Gefühl, wo es langgeht und geht voran ohne zu zögern, der Hund muß einem dann folgen. Das kleinste Zögern wird vom Hund bemerkt und wirkt sich direkt negativ aus. Auch die innerliche Einstellung merkt der Hund – ist man selber gestresst, weil man denkt „Oh je, da kommt wieder ein Jogger am Horizont, gleich hat mein Hund wieder Angst.“ dann wird der Hund darauf reagieren und sich noch mehr in die Situation reinsteigern und schnell wird das zum Teufelskreis. Man muß selbst entspannt sein, den Hund so akzeptieren, wie er ist – das ist ganz wichtig! Nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich! Es kann Jahre dauern, bis ein sehr scheuer Hund irgendwann nur noch reserviert ist und vielleicht sogar Richtung „offen“ geht. Es kann ein langer, steiniger Weg sein – aber am Ende wird sich dieser Weg lohnen! Unsere Timish war so ein extremer Fall. Sie war unser Meisterstück und ist dadurch aber auch unser Goldstück! Denn man beschäftigt sich mit so einem Hund natürlich sehr intensiv und wenn dann die ersten Fortschritte kommen und eines Tages der Hund anfängt, Vertrauen zu fassen in Situationen, die sonst nie möglich gewesen wären, ist das ein schönes Gefühl, ja beinahe schon eine Ehre und macht die Beziehung zu so einem Hund besonders innig. Timish’s Scheuheit hat schon im Welpenalter mit ca. 12 Wochen angefangen und sich gesteigert, bis sie im Alter von 1 Jahr ihren Höhepunkt erreicht hat. Wir sind dennoch regelmäßig mit ihr in die Stadt gefahren, sind z.B. durch Baumärkte gelaufen und als sie 2 Jahre alt war, sind wir mit ihr in die Welpengruppe gegangen, in der wir mit Shaya waren, weil diese Hundeschule sehr kompetent war und mir mit vielen Tipps helfen konnten. Ab da machte Timish nur noch Fortschritte und ich lernte fast täglich dazu. Heute ist sie ein „cooler“ und entspannter Hund und nur noch reserviert, aber manchmal sogar offen.
Über unsere erste SWH Hündin Nisha habe ich diesbezüglich viel in ihrer eigenen Lebensgeschichte geschrieben und möchte das hier nicht wiederholen.
Yasha war als Junghund offen und ist erst sehr spät nach dem ersten Lebensjahr reserviert geworden. Sie weicht beim Spaziergang fremden Menschen, die entgegenkommen, aus. Fahrräder sind generell gefährlich und wenn sie nicht an der Leine ist, geht Yasha auch in einem großen Bogen aus dem Weg. Ganz im Gegensatz zu Shaya und Enya, die jedem Fahrradfahrer im Weg stehen und denken „Soll er doch ausweichen, wenn er vorbei will!“. Timish ist da inzwischen sehr neutral geworden und ignoriert Spaziergänger und Fahrradfahrer einfach und läuft weiter. Nun ist Yasha gut 5 Jahre alt und die Tendenz geht zu mehr Offenheit und Coolness. Mit dem Alter werden die meisten SWHs automatisch offener und gelassener.
Enya war einfach nur einfach ;). Sie ist ziemlich offen und nimmt sehr schnell Kontakt auf, ist bei Begegnungen mit fremden Menschen auf Spaziergängen entspannt und geht sogar immer hin zum Schnuppern, was ich persönlich schon manchmal fast lästig finde, weil ich sie dann immer rufen muß. Sie reagiert nur reserviert und bellt, wenn fremder Besuch kommt – das ist aber dem Rudel geschuldet, denn sie schaut natürlich, wie die anderen reagieren und wenn die ausweichen und bellen, tut sie das auch. Würde Enya bei jemandem leben, wo sie mit zur Arbeit kann und täglich Kontakt zu Fremden hätte, wäre sie wohl eher ein Labrador im Wolfspelz, so wie ihre Schwester Enisha ( www.waya-whakan.de ).
So haben wir mit unseren Hunden die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht und genau das spiegelt auch die Rasse wieder! Nur muß man sich vor der Anschaffung eines Saarlooswolfhondes genau überlegen, ob man mit dieser Eigenschaft klar kommt oder nicht! Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, denn manche Menschen wollen keinen reservierten oder gar scheuen Hund haben, dann sollte man sich für eine andere Rasse entscheiden. Denn selbst wenn die Elterntiere offen sind, können die Nachkommen scheu werden. Und das kann man im Alter von 8 Wochen bei der Abgabe noch nicht erkennen, denn die Scheuheit kann sich jederzeit (meist im ersten Lebensjahr) entwickeln und manchmal passiert das sogar ganz plötzlich (wie es z.B. bei Nisha war).
Aber kein gut sozialisierter, rassereiner Saarloos wird durch die Scheuheit zum Angstbeisser! Selbst wenn sie bedrängt werden (z.B. beim Tierarzt oder von einem Richter auf einer Ausstellung), gehen sie nicht nach vorne und schnappen oder beißen, sondern gehen immer zurück.
Wie im vorangegangenen Abschnitt über die Scheuheit beim SWH im letzten Absatz schon geschrieben, geht ein Saarlooswolfhond bei Menschen immer zurück und nie nach vorne. Gegenüber Menschen zeigt er absolut keine Aggressivität, selbst wenn er bedrängt wird, würde er niemals ernsthaft zubeißen. Das schätze ich sehr an unseren Hunden, ich kann mich da 100% auf sie verlassen. Natürlich hat dies zur Folge, daß sie keine Schutz- oder Wachhunde sind, aber wenn man so einen Hund möchte, muß man sich einfach für eine andere Rasse entscheiden.
Gegenüber Artgenossen jedoch kann ein Saarloos durchaus mal aggressiv reagieren, z.B. in einem Machtkampf im Rudel. Das ist jedoch ein ganz natürliches Verhalten, denn Aggressivität gehört zum Grundrepertoire eines jedes Lebewesens wozu Rangkämpfe, Territorialkämpfe und Konkurrenzkämpfe (Fortpflanzung) gehören und das ist ganz normal. Der Saarlooswolfhond ist nun mal ein Wolfhund mit starken Instinkten und deutlicher Körpersprache, der auch klare Ansagen machen kann. Nicht jeder rudelfremde Hund muß akzeptiert werden! Ich kenne auch einige Fälle, wo gleichgeschlechtliche Hunde, die im Rudel gehalten werden, schwere Kämpfe geführt haben und dabei kann es durchaus auch zu schweren Verletzungen kommen – i.d.R. ist das aber hauptsächlich bei Hündinnen der Fall. Rüden verletzen sich auch mal im Kampf, aber gehen nicht mit diesem Ernst in einen Kampf wie zwei Hündinnen.
Rudelfremde Hunde führen keine solchen ernsthaften Kämpfe aus, hier geht es normalerweise nur um harmlose Kommentkämpfe, vor allem bei ebenbürtigen, erwachsenen Rüden. Dies kommt aber selten vor, denn der SWH regelt viel mit Körpersprache oder begegnet anderen Hunden friedlich. Es wird aber auch gerne mal gemobbt, vor allem Hündinnen sind da manchmal zickig gegenüber anderen Hündinnen, die unsicher und unterwürfig sind. Hierbei spielt auch eine große Rolle, ob der Hund in einem Rudel / Familienverband lebt oder als Einzelhund gehalten wird. Einzelhunde haben i.d.R. kein Interesse an Auseinandersetzungen, sondern begegnen anderen Hunden stets freundlich bis unterwürfig. Im Rudel besteht eine Dynamik und sie stärken sich gegenseitig den Rücken, so daß es – je nach Gegenüber - zu den besagten Mobbereien kommen kann.
Unser Rudel ist sehr selbstbewußt im Auftreten gegenüber anderen fremden Hunden. Meistens sind die anderen Hunde dann sehr beeindruckt und werden unsicher und verhalten sich unterwürfig. Selbstbewußte Hunde, die sich nicht beeindrucken lassen oder Hunde, die sich ruhig verhalten, werden schnell akzeptiert und es gibt keine Probleme. Wir haben sehr oft Besuch von Hunden unterschiedlicher Größe und Geschlechts und das geht immer gut – auch wenn wir anfangs manchmal aufpassen müssen oder bei manchen Besucherhunden dieser an der Leine bleiben muß, falls er dazu neigt, rumzurennen oder wegzurennen. Denn das wird nicht geduldet und reguliert.
Intakte Rüden werden geliebt und oft so „beflirtet“, daß der Rüde gar nicht weiß, wie ihm geschieht ;). Dabei spielt die Größe des Rüden keine Rolle, wie Timish’s Flirterei mit dem kleinen Louis – ihre große Liebe – zeigt:
Kastrierte Rüden jedoch mögen sie nicht unbedingt und neigen dann zum mobben. Denn dieses riechen nicht nach Rüde aber vermutlich auch nicht richtig nach Hündin – das kann nur eine Hundenase beantworten ;). Jedenfalls werden kastrierte Rüden von unseren Hündinnen nicht so akzeptiert wie intakte Rüden und im Zweifelsfall sind sie auch nicht gerade nett zu ihnen.
Grundlegend ist der Saarlooswolfhond aber ein extrem rudelorientierter Hund, der wenig Probleme mit Artgenossen macht und sehr gut geeignet für die Rudelhaltung ist. Man kann schon fast sagen, daß die meisten SWH Besitzer irgendwann zumindest einen zweiten Saarloos haben oder sogar noch mehr. Wir haben schon seit Anfang 2004 mehr als ein Hund, seit einigen Jahren ist es ein Viererrudel und das klappt bestens. Das Rudel ist sehr harmonisch, ein richtiges Team, sie spielen miteinander, liegen eng zusammen und verstehen sich. Spannungen gibt es so gut wie keine – ganz selten mal kurz vor den Läufigkeiten, die ich aber binnen Sekunden unterbrechen kann. Hier liegt es auch viel an seinem selbst, wie gut man das Rudel beobachtet, wie schnell man Spannungen unterbindet und wie man sein Rudel führt.
Der Saarloos Wolfhond ist natürlich neugierig und intelligent – denn ein intelligentes Lebewesen ist ja schon fast zwangsläufig neugierig ;). Die Neugierde treibt ihn dazu, alles zu untersuchen, alles zu begutachten, was beim Junghund auch dazu führt, daß vieles kaputt gemacht wird und auseinandergenommen wird, weil jedes Einzelteil untersucht werden muss. Wenn unsere Hunde – vor allem, wenn sie noch jung sind – in einer fremden Umgebung, in einem fremden Haus sind, wird erstmal alles untersucht. Jede Ecke, jeder Winkel wird angeschaut und alle Gerüche werden aufgenommen.
Der SWH hat eine etwas andere Intelligenz wie die meisten anderen Hunderassen, man könnte schon sagen, daß da ein das Wolfserbe zu Tage kommt. Denn wie Wölfe haben SWHs ein gutes Problemlösungsverhalten und können sich auch Dinge sehr gut merken. Damit meine ich, wenn sie etwas haben wollen oder etwas untersuchen wollen und es JETZT nicht dürfen, weil man es ihnen verbietet, dann denken sie stundenlang darüber nach und warten auf DIE Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen. Auch haben sie eine hervorragende Beobachtungsgabe und wissen genau, wann eine gute Gelegenheit ist, etwas zu klauen. Da entwickeln sie Fähigkeiten wie Houdini höchstpersönlich und man ist schon manchmal am Staunen.
Ein Beispiel: Ein Leckerlie liegt unter unserem Küchentresen, der von beiden Seiten zugänglich ist und keinen Sockel hat, sondern auf Füssen steht. Unsere Schäferhündin Yuma hat von einer Seite versucht, an das Leckerlie ranzukommen und hat sich hingelegt und ist mit der Nase unter den Schrank so weit es ging, kam aber nicht ran. Nachdem sie es eine Weile versucht hat, hat sie sich aufgesetzt und mich verzweifelt angeguckt und gewinselt und mich um „Hilfe gebeten“. Sie fand einfach keine Lösung, wie sie an das Leckerlie selber rankommt. Dann hat es unsere SWH Hündin Nisha versucht. Zuerst an derselben Stelle wie Yuma. Sie legte sich hin, versuchte mit der Nase ranzukommen – dann aber versuchte sie es mit der Pfote und legte sich dafür flach auf die Seite, damit sie weiter drunter kam. Aber das Leckerlie lag zu weit auf der anderen Seite des Schrankes. Was also tun? Nisha überlegt kurz, stand auf und lief um den Schrank rum, wiederholte die Prozedur und angelte sich erfolgreich das Leckerlie raus! Yuma war zu dieser Denkleistung nicht fähig, daß sie es auf der anderen Seite vom Schrank versuchen muß und ihre Pfoten zur Hilfe nehmen muß. Entweder der direkte Weg oder Hilfe von Frauchen erfragen. Ein SWH jedoch versucht, das Problem intelligent selber zu lösen und verlässt sich hierbei nicht auf Frauchen oder Herrchen.
Genauso geschickt stellen sie es an, wenn sie etwas klauen wollen – bevorzugt natürlich etwas Leckeres zu Essen ;). Ein unbeobachteter Moment reicht und schwupps ist die Wurst verschwunden. Dabei können sie viel Geduld aufbringen und stundenlang so tun, als wüssten sie nicht, daß da eine Wurst auf dem Tisch liegt….und warten auf IHREN Moment. Das betrifft auch andere Gegenstände, die sie haben wollen. Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt haben, versuchen sie es, irgendwann durchzusetzen, auch wenn das viel später ist und wir Menschen gar nicht mehr daran denken.
Der SWH lernt auch sehr schnell Tricks, wenn man ihn entsprechend motiviert. Aber Wiederholungen mag er nicht, die Ausdauer ist nicht sehr hoch bei Übungseinheiten, weil er dann keinen Sinn dahinter sieht. Genauso verhält es sich mit stupiden Apportierspielchen – sie bringen einen Ball mit Glück zwei oder dreimal, extrem motivierte Exemplare sogar mal öfter, wenn sie gute Laune haben – aber ein SWH wird nie ein Balljunkie, da es keinen Sinn macht und verschwendete Energie ist!
Es gibt nichts Schöneres für einen Saarlooswolfhond, stundenlang durch die Natur zu streifen, am liebsten durch die Wälder, aber auch gerne querfeldein oder Wanderungen in’s Grüne. Kommt ein fremder Wanderer entgegen, wird ein eher reservierter Saarloos ausweichen, um danach wieder auf den Weg zurückzukommen und weiterzulaufen. Ein richtig scheuer Saarloos dreht sich immer wieder um, ob der fremde Mensch ihn vielleicht doch verfolgt und ist immer auf hab Acht. Der Saarloos nimmt die Umwelt sehr intensiv wahr und kriegt alles mit. Er beobachtet die Ferne, ja sogar oft den Himmel und beobachtet Vögel oder bemerkt Eichhörnchen, die in den Baumwipfeln rumklettern. Aber das hat auch Nachteile bei sehr scheuen Hunden, denn sie sehen schon früh, wenn am Horizont ein fremder Mensch auftaucht oder noch schlimmer ein Radfahrer, Jogger, Inlineskater, Nordic Walker oder Langläufer – dann kann es sein, daß er schon frühzeitig in’s Gebüsch verschwindet, um sich zu verstecken, bis die „Gefahr“ gebannt ist. Die meisten SWHs reagieren auf sowas jedoch gelassen, aber aufmerksam. Wenn der Fremde dann vorbeikommt, wird ein kleiner Bogen gemacht und Abstand gehalten oder offene Hunde laufen einfach ignorant weiter oder gehen sogar hin zum Schnuppern.
Wenn der SWH das Stadtleben nicht von klein auf gewohnt ist, fühlt er sich normalerweise nicht besonders wohl in der Stadt. Vor allem reservierte / scheue Hunde können Streß haben, da die Menschen sehr stark auf die Hunde reagieren und sie anstarren, stehenbleiben und nach der Rasse fragen, vielleicht sogar Fotos machen wollen. Vor allem, wenn man mit mehreren Hunden unterwegs ist, wird man dauernd angesprochen. Wenn man einen offenen Saarloos hat, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, ist ein Stadtbesuch natürlich kein Problem. Im Restaurant bemerkt man diese Hunde gar nicht, die anderen Gäste sind oftmals verwundert, wenn man geht und dann plötzlich vier Hunde unter dem Tisch hervorkommen, welche die ganze Zeit „unsichtbar“ waren. Wir nehmen unsere Hunde ab und zu mit in den Baumarkt, das geht ganz gut, weil sie es kennen. Eher selten gehen wir aber in die Fußgängerzone. Mit Timish war so etwas eine Herausforderung, als sie jung war (heute geht das gut). Aber auch die anderen finden es nicht toll, nur Enya hat gar keine Probleme. Also tun wir es fast nie.
Einen Weihnachtsmarkt, Kirmes oder ähnliches muß man seinem Hund eigentlich nicht antun. Was muß das für eine Geräuschkulisse und Geruchsbombe sein für einen Hund! Die meisten SWHs werden mit sowas Probleme haben bis hin zu starkem Streß. Damit ist nichts gewonnen, daher würde ich das nicht tun.
Ein Beschützer ist der SWH nicht – im Zweifelsfall würde er sich wohl hinter seinem Frauchen / Herrchen verstecken und sagen „Jaaaa…ich weiß….aber mach Du!“. Das hat aber nichts mit der Wachsamkeit zu tun, denn sie sind sehr wachsam. Unsere Hunde bellen auch mal, wenn sie denken, jemand ist auf dem Grundstück oder an der Haustüre. Auch wenn Besuch kommt, wird erstmal gebellt (außer Yasha, sie bellt nie – nicht mal mit Rudeldynamik). Für eine abschreckende Wirkung auf ungebetene Gäste reicht der Anblick der Wolfhunde ja oftmals aus ;).
Ein Kläffer ist der Saarloos absolut gar nicht, im Gegenteil! Er bellt sehr wenig, manche bellen gar nicht, so wie unsere Yasha – bei ihr dachte ich lange, daß sie es gar nicht kann ;). Nur wenige Ausnahmen neigen dazu, bei Aufregung zu bellen. Enya ist auch eher mitteilungsfreudig. Aber einfach so ohne Grund bellt kein Saarloos, nur wenn Besucher kommen, wird mal angeschlagen oder bei großer positiver Aufregung.
Was viele SWHs machen ist eine Art „wuhuhuuu“ – eine Art heulen – zur Begrüßung von vertrauten Personen oder bei großer Freude, wenn es zum Spaziergang losgeht oder ähnliches. Das ist total niedlich :).
Oftmals kommt natürlich auch die Frage, ob die SWHs heulen – es liegt ja nahe, wenn man an das Wolfserbe denkt. Auch diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten, weil dies sehr individuell ist. Manche Saarloos Wolfhunde heulen, manche aber auch nicht. Unsere Hunde heulen alle, außer Yasha. Yasha ist, wie oben schon erwähnt, ein sehr stiller Hund – sie bellt nicht, sie winselt nicht und sie heult nicht. Wenn sie mal einen Ton von sich gibt, muß sie schon höchst erregt sein. Die anderen heulen z.B. wenn das Telefon oder der Wecker längere Zeit klingelt, manchmal auch, wenn wir sie dazu animieren. Jeden Freitagabend kommt ein mobiler Bäcker vor unser Haus gefahren und er macht sich dabei mit einer lauten Fanfare bemerkbar. Timish liebt es, mit der Bäcker-Fanfare zu heulen und macht das mit Inbrunst – der Bäcker lässt die Fanfare dann extra nochmal für Timish ertönen ;). Und es kommt auch vor, daß plötzlich mitten in der Nacht einer der Hunde aus dem Schlaf heraus ein tiefes, langgezogenes Heulen von sich gibt – das ist unheimlich schön!
Faulheit ist beim Saarloos Wolfhund oberste Priorität! Nur nicht zu viel Energie verschwenden ist das Lebensmotto. Das gilt zumindest für die meisten SWHs. Natürlich gibt es, wie bei allem, Ausnahmen, und somit auch nervöse, aufgeregte Exemplare mit etwas mehr Temperament. Unsere Hunde sind allesamt von der faulen Sorte und sind nur beim Spaziergang oder im Spiel aktiv. Beim Spiel miteinander können sie ordentlich Gas geben und Temperament an den Tag legen, da bebt die Erde! Ansonsten sind sie sehr ruhig und ausgeglichen und können stundenlang auf dem Sofa oder im Bett lümmeln ;). Das liebe ich persönlich sehr, da ich ja bewußt keinen Arbeitshund möchte, der dauernd beschäftigt werden muß. Unsere Schäferhündin Yuma war so ein Hund, sie stammte aus Leistungszucht und kannte nur 0 oder 180. Dazwischen war nichts…dauernd wollte sie spielen, einen Befehl empfangen usw. Faul und entspannt sein war ihr fast ein Fremdwort. Unsere SWHs sind immer zufrieden, ob sie nur 1 h oder 5 h spazieren waren – wichtig ist nur, daß das Rudel zusammen ist und dann sind sie zufrieden. Natürlich hat ein Junghund noch deutlich mehr Temperament und Bewegungsdrang als ein älterer Hund. Aber das ist ja normal.
Als Junghund hat der Saarloos natürlich viel Bewegungsdrang, will laufen und spielen, die Welt erkunden, Neues lernen. Dabei muß man aber darauf achten – gerade im Wachstum – daß der Hund nicht überfordert wird, denn das ist schlecht für die Gelenke. Ein Welpe oder Junghund gibt erst auf, wenn er so müde ist, daß die Augen von alleine zufallen. Daher überschätzt man diese Hunde sehr schnell! Vor allem die ersten 20 Lebenswochen sind entscheidend für gesunde Gelenke, aber auch danach muß man bis der Hund ausgewachsen ist, auf ausreichende, aber nicht zu viel Bewegung achten.
Im Wachstum ist es sinnvoller, mehrmals täglich kleinere Spaziergänge zu machen, statt einen langen. Nicht die Gesamtdauer ist das Wichtigste, sondern wie viel am Stück belastet wird. Die Länge der Spaziergänge sollte man langsam steigern, oft kann man von einer Regel lesen: Pro Lebensmonat 5 Minuten steigern. Allerdings halte ich nichts von solchen Regeln, denn jeder Hund, jede Rasse ist anders! Der SWH hat einen gesunden Körperbau und ein Gangwerk, welches dem Wolf ähnelt. Das bedeutet, daß er ein unermüdlicher, ausdauernder Läufer ist. Aber tatsächlich sollte man im Alter von etwa 2 Monaten hauptsächlich nur mal ein Stück eine Wiese runterlaufen und den Welpen ein wenig spielen lassen und die Gegend erkunden lassen, aber noch keine Spaziergänge in dem Sinn machen. Mit 3 Monaten reichen 15 bis 20 Minuten am Stück, mit 4 Monaten bis zu 30 Minuten, mit 5 Monaten eine gute halbe Stunde, vielleicht mal 45 Minuten und ab dem 6. Monat auch mal eine Stunde oder länger. Die kurzen Spaziergänge sollte man mehrmals am Tag wiederholen und dazwischen eine längere Pause einlegen. Lange Wanderungen sollte man erst ab dem 1. Lebensjahr machen.
Kontrolliertes Laufen ist für die Gelenke nicht schädlich, stundenlanges Toben mit Artgenossen oder „Stop and Go“ Spiele jedoch kann die Gelenke stark belasten und zu Schäden führen! Daher lieber ein kontrollierter Spaziergang und mit Artgenossen nur kurze Zeit toben lassen – dennoch ist das Spielen mit anderen Hunden sehr wichtig für die Sozialisierung und man sollte dies dem Hund regelmäßig ermöglichen.
Was immer gut für die Gelenke ist, auslastet und müde macht ist schwimmen. Wenn der Hund gerne schwimmt, ist das eine gelenkschonende Art, den Hund auszulasten.
Auch am Fahrrad laufen würde ich frühestens ab dem 1. Lebensjahr empfehlen, und dann langsam anfangen und langsam steigern. Das gilt auch für alle anderen Aktivitäten wie joggen, Inlineskaten, Reiten oder ähnliches, wo der Hund dauerhaft im Trab nebenher laufen muß.
Ein immer viel diskutiertes Thema ist das Treppensteigen. Viele denken, man muß den Hund das erste Jahr die Treppen tragen – das ist aber nicht notwendig! Sagen wir mal so: Schaden tut es natürlich nicht, wenn der Hund getragen wird – höchsten dem eigenen Rücken ;). Aber es bringt keinen Vorteil, ein kontrolliertes Treppenlaufen (der Hund sollte nicht rennen, nicht ausrutschen usw. sondern langsam und kontrolliert laufen) ist nicht schädlich. Vielleicht kann man darüber nachdenken, wenn man 3 oder 4 Stockwerke mehrmals täglich laufen muß, den Hund so lange wie möglich zu tragen oder zu entlasten. In einer wissenschaftlichen Untersuchung (Richards et al. 2010) wird gezeigt, dass bei Hunden das Hüftgelenk beim Treppensteigen nicht mehr in Anspruch genommen wird als auf geradem Untergrund. Vielmehr wird die enorme Beweglichkeit des Sprunggelenkes ausgenutzt, um dort den notwendigen Schwung zum Treppensteigen zu erzeugen. Zu dem Thema hier ein sehr aufschlussreicher – teils amüsanter – Artikel: http://tierarztpraxis-bob.de/muss-ich-welpen-die-treppe-rauf-und-runter-tragen
Ist der SWH erwachsen, kann man mit ihm stundenlange Wanderungen machen, joggen gehen usw. so viel man möchte. Ein gut trainierter SWH wird nicht so schnell müde! Aber der Saarlooswolfhond fordert dies nicht ein – er ist auch mit weniger zufrieden. Anders als bei Schlittenhunden, die unter 10 bis 20 km am Tag nicht zufrieden sind, ist der SWH auch mit normalen Spaziergängen zufrieden, freut sich aber über lange Wanderungen durch die Natur. Für ihn ist eigentlich das Wichtigste, bei seinem Rudel, seiner Familie zu sein. Er hat die Tendenz, eher faul zu sein und keine unnötige Energie zu verschwenden.
Der SWH ist kein Arbeitshund, der dauernd beschäftigt werden muß! Unsere Schäferhündin Yuma brauchte ständig was zu tun, wenn ihr langweilig war, holte sie ihre Spielsachen und hat uns aufgefordert, etwas zu tun. Beim Spaziergang war man zu 80% mit ihr beschäftigt, man mußte für sie dauernd etwas werfen, oder mit ihr Übungen machen – nur dann war sie eine glückliche Yuma! Den SWHs reicht es zu schnüffeln, zu bummeln und zwischendurch mal mit Artgenossen zu spielen oder kleine Übungseinheiten kommen auch gut an. Mal ein Leckerlie suchen, kleine Tricks für eine Belohnung ausführen – und ein SWH ist glücklich ;).
Es gibt tatsächlich oftmals die Meinung, daß der Saarlooswolfhond nicht so erziehbar ist wie ein normaler Hund. Wegen dem Stückchen Natur in ihm vom Wolf könne man ihm nichts beibringen und er tut Dinge nur aus eigenem Willen und Entscheidung heraus. Das sind Wolfsromantiker, die nichts verstanden haben! Der SWH ist ein Hund (!!) den man sehr wohl erziehen kann, wie jeden anderen Hund auch. Er hat zwar keinen sogenannten „will to please“ wie z.B. Schäferhunde oder andere Arbeitsrassen, aber es gibt genügend Hunderassen, die das nicht haben. Das tut der Erziehung keinen Abbruch. Man muß nur wissen, daß er stupide Wiederholungen nicht mag, niemals ein Balljunkie wird, man keinen ernsthaften Hundesport mit ihm betreiben kann um Pokale auf Wettkämpfen zu gewinnen, er kein zuverlässiger Rettungshund sein kann oder gar ein zuverlässiger Blindenbegleithund wie ursprünglich von Leendert Saarloos angedacht. Der SWH kann eigentlich von allem ein wenig, aber er ist kein Spezialist (naja, auf Extremcouching hat er sich schon sehr gut spezialisiert muß ich zugeben ;) ). Wenn er motiviert ist und keine Störfaktoren um ihn rum sind (Ablenkung durch fremde Menschen o.ä.) macht er bei Übungen und Tricks gut mit und lernt sehr schnell. Nur darf man es nicht übertreiben und die Übungseinheiten kurz halten, die einzelnen Übungen nicht zu oft wiederholen und immer belohnen. Die meisten SWHs nehmen gerne Leckerlies als Belohnung, aber nicht alle – dann wird es etwas schwieriger, denn auch Spielzeug funktioniert meist nur kurze Zeit, bevor er das Interesse verliert. Dann muß man halt individuell herausfinden, was bei seinem Hund am besten funktioniert mit Belohnung. Denn diese ist wichtig – diese Hunde führen keine Befehle aus, um Herrchen zu gefallen (ein Deutscher Schäferhund tut das sehr wohl), sondern wenn sie einen Sinn dahinter sehen, sprich: Es muß sich lohnen! Ein Hund ist erstmal ein großer Egoist, der seine eigenen Bedürfnisse vorrangig bedient.
Hundesportarten wie Schutzhund, IPO, Obedience sind mit einem SWH eigentlich nicht machbar, dafür fehlt ihm einfach der benötigte Trieb, den ein Arbeitshund wie der Deutsche Schäferhund besitzt. Ich kenne einige SWHs, die sich sehr gut im Mantrailing machen, auch Rettungshundearbeit ausführen (jedoch niemals im Einsatz, da sie nicht zuverlässig arbeiten im Ernstfall!), die Begleithundeprüfung geschafft haben, Agility machen usw. Mit unseren Hunden habe ich bereits (Zeitlupen-)Agility gemacht, aber sie können auch Dog Dancing Tricks wie Rückwärtslaufen, sich im Kreis drehen, Rolle machen, Slalom durch die Beine und noch vieles mehr. Yasha beherrscht das Zähnefletschen auf Kommando - weil sie nicht bellt, hat sie halt das gelernt, denn die anderen bellen auf Kommando (dafür können sie nicht so gut auf Kommando die Zähne fletschen wie Yasha ;) ).
Auch „müssen“ unsere Hunde allerlei Blödsinn mitmachen, wie Schuhe anziehen, Sachen anziehen oder ähnliches. Abgesehen davon, daß es viel Spaß macht, ist es in gewisser Weise auch ein Training – denn es führt zu einem tiefen Vertrauen, wenn der Hund solche Dinge mit sich machen lässt und dabei völlig entspannt bleibt. Wir können den Hunden dann auch im Zweifelsfall bei einer Pfotenverletzung einen Pfotenschutzschuh anziehen, Läufigkeitshöschen anziehen und einen Verband anlegen – ohne daß versucht wird, den „Fremdkörper“ zu entfernen. Auch können wir sie überall anfassen, was von klein auf geübt wird! Das ist sehr wichtig!
Wir waren mal zu Besuch bei Freunden und Welpenkäufern von uns. Das Frauchen von Timish’s Sohn Amak und Shaya’s Sohn Navajo betreibt eine Hundeschule und dort haben wir aus Spaß spontan ein paar Übungen gemacht. Ein paar der Übungen basierten auf reinem Vertrauen zwischen Hund und Mensch. Da unsere Hunde viel gewohnt sind und tiefes Vertrauen zu uns haben, haben sie die Übungen auf Anhieb gemeistert:
Für einen Welpen / Junghund ist es meist von großem Vorteil, eine Hundeschule zu besuchen. Es kann aber auch ein Nachteil sein, wenn man keine gute Hundeschule findet und selbst nicht genug Erfahrung hat, um einschätzen zu können, was gut und was schlecht ist und dann falsche Tipps bekommt und diese unwissender Weise umsetzt. Gute Hundeschulen sind rar. Man sollte darauf achten, daß die Gruppen maximal 6 bis 8 Welpen haben, die Spielsequenzen nicht zu lange sind und der Hundetrainer individuell auf die Rasse eingeht und auch auf die Fragen und Probleme, die man hat. Ein guter Hundetrainer nimmt sich genügend Zeit und gestaltet die Stunden abwechslungsreich, lässt sich immer wieder neue Dinge und Übungen einfallen. Auch ist theoretisches Wissen, welches dem Hundeanfänger vermittelt wird, wichtig. Manche Hundetrainer spulen ihr Programm nach Schema F ab, behandeln jeden Welpen gleich und haben keine Ahnung von den einzelnen Rassen und sind nicht interessiert daran, sich fehlendes Wissen anzueignen, z.B. über die Besonderheiten vom Saarlooswolfhond. Manche Hundetrainer mögen gar den SWH nicht, weil sie der Meinung sind, das sei kein „richtiger Hund“ und nicht alltagstauglich oder ähnliches. Solche Hundeschulen sollte man ganz schnell wieder verlassen! Lieber keine Hundeschule als eine schlechte! Dann muß man halt seinem Hund soziale Kontakte auf Spaziergängen und Hundewiesen ermöglichen.
Wir haben schon einige Hundeschulen hinter uns und unterschiedlichste Erfahrungen gemacht. Aber da wir inzwischen genügend Hundeerfahrung haben und keine Erziehungstipps mehr brauchen, gehen wir nur in die Welpen- und Junghundegruppe wegen der Sozialisierung, da wir recht einsam auf einem kleinen Dorf im Hinterland vom Bodensee wohnen, wo man nie einen Spielpartner beim Spaziergang trifft. Deswegen müssen wir einen gewissen Aufwand betreiben für die Sozialisierung.
Wie bereits in anderen Abschnitten der FAQ erwähnt, wird ein Saarloos Wolfhund nie ein Balljunkie. Er spielt zwar auch mal gerne mit einem Ball oder rennt einem Stöckchen hinterher (letzteres sollte man eh vermeiden wegen Verletzungsgefahr), macht mal ein kleines Zerrspiel mit seinem Besitzer, aber Gegenstände sind meist nur von kurzem Interesse. Oft ist es nur so lange interessant, wie es ein anderer Hund haben will – wie bei kleinen Kindern, die das haben wollen, was der andere hat. Verliert der andere das Interesse, wird der Gegenstand auch schnell uninteressant. Unsere Hunde lieben Kuscheltiere, schleppen sie gerne rum, schütteln sie auch mal im Spiel oder untersuchen die Innereien (letzteres wird wirklich gerne gemacht ;) ). Aber das Interesse ist immer von kurzer Dauer, dann wird es irgendwo fallengelassen und liegengelassen. Enya hat ein besonderes Talent dafür, die Kuscheltiere in den Garten zu tragen, um sie dort liegenzulassen, damit sie im Regen schön naß werden. Komischerweise trägt sie sie nie vom Garten in’s Haus (sollte ich ihr vielleicht mal beibringen ;) ).
Ansonsten ist der Saarloos eher ein Liebhaber des sozialen Spiels mit Artgenossen. Das betreiben sie sehr gerne und intensiv, es ist herrlich, dabei zuzuschauen. Allerdings geht es hier oft sehr grob zur Sache, für Außenstehende kann das sogar „gefährlich“ aussehen, da die Zähne bis zum Anschlag gefletscht werden, sich gegenseitig umgeschmissen wird und wenn es mehrere Hunde sind, spielt einer das Opfer und die anderen tun sich zusammen. Enya liebt außerdem Rennspiele – sie rennt wie ein hakenschlagendes Häschen voran und die anderen hinterher, bis sie sich mit Absicht fangen lässt und sich auf die Erde wirft.
Man kann immer wieder beobachten, daß Saarlooswolfhonden untereinander anders miteinander spielen als sie mit anderen Rassen spielen. Andere Hunde verstehen oft nicht mehr so die klare Körpersprache des SWHs und sind dann überfordert und in Folge eingeschüchtert. Oder die Art zu spielen ist bei anderen Hunderassen einfach anders. Es kommt dann meist nicht zu so einem schönen, intensiven Spiel wie bei SWHs unter sich.
Einige Saarloos Interessenten fragen, ob der SWH sich als Reitbegleithund eignet. Ich habe selbst kein Pferd und kann nicht reiten, um genau zu sein habe ich absolut keine Ahnung von Pferden und weiß auch nicht 100%ig, was ein Reitbegleithund können muß. Dennoch kann ich sagen, daß der Saarloos bestimmt sehr gut als Reitbegleithund eingesetzt werden kann, denn es gibt einige, die das tun. Der SWH ist ein ausdauernder Läufer und kann problemlos mithalten. Man sollte natürlich nicht zu früh damit anfangen, frühestens mit einem Jahr und dann langsam steigern.
Eine oft gestellte Frage ist, ob der Saarloos Wolfhond gerne in’s Wasser geht und schwimmt. Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten, denn die Vorliebe für’s Wasser ist sehr unterschiedlich. Manche SWHs gehen maximal bis zum Bauch rein und legen nicht viel Wert darauf, manche gehen sehr gerne in’s Wasser oder schwimmen auch mal gerne eine Runde. Sie sind keine Wasserratten wie ein Retriever, der in jede Pfütze geht. Aber die meisten gehen doch mal gerne in’s Wasser und schwimmen vor allem mal eine Runde mit Herrchen / Frauchen mit.
Auf folgendem Video haben die Weiber Spaß am Baggersee - allerdings sind Enya's Schwimmkünste noch nicht ganz ausgereift ;)....im folgenden Sommer hatte sie aber den Bogen raus und ist seitdem eine gute Schwimmerin!
Unsere Shaya legt nicht viel Wert darauf, in’s Wasser zu gehen. Wenn es nicht sein muß, tut sie es nicht – sie umrundet sogar Pfützen. Sie geht aber schwimmen, wenn wir es auch tun. Aber nur, wenn wir beide im Wasser sind – bleibt einer am Ufer, bevorzugt sie es, im Trockenen zu bleiben. Das Gegenteil von Shaya ist ihre Tochter Yasha, die sehr gerne in’s Wasser geht (und keine Pfütze meidet ;) ) und auch richtige Sprünge rein macht. Auch den Wellen im Meer trotzt sie, wenn sie besonders gute Laune hat im Urlaub. Enya und Timish sind so ein „Zwischending“ – sie gehen gerne mal eine Runde schwimmen, vor allem mit uns zusammen, haben keine Scheu vor Wasser, aber stürzen sich nicht unbedingt so in die Fluten wie Yasha. Wobei Enya das auch schon getan hat, aber eben nicht so oft.
Es wäre vermessen zu sagen, ein Wolfhund hätte keinen Jagdtrieb ;). Natürlich ist der Jagdtrieb beim Saarlooswolfhond vorhanden, bei manchen Exemplaren ist dieser sogar sehr ausgeprägt und leider manchmal von Erfolg gekrönt. Wie bei allem gibt es aber solche und solche – also gibt es auch SWHs mit eher wenig Jagdtrieb, den man gut unter Kontrolle kriegen kann. Dazu gehört z.B. unsere Shaya. Sie hat nur wenig Jagdtrieb und bevorzugt tatsächlich ein Leckerlie statt dem Hasen hinterher zu rennen. Selbst wenn das Rudel mal losrennt, steht Shaya da und schaut den anderen hinterher und man hat das Gefühl, über ihrem Kopf schwebt ein großes Fragezeichen und sie denkt „Ja wo rennen sie denn????“ ;). Das ist sehr angenehm und einfach zu händeln. Aber leider gehört Shaya eher zu den Ausnahmen und die Hoffnung, daß sich das vererbt, hat sich auch im Wind zerschlagen. Denn ein paar ihrer Kinder haben doch einen recht ausgeprägten Jagdtrieb, andere aber eher normal durchschnittlich. Aber so gelassen wie Shaya ist glaube ich keines von ihren Kindern.
Timish hatte als junger Hund einen sehr ausgeprägten Jagdtrieb, manchmal nur schwer zu kontrollieren und leider hatte sie das eine oder andere Mal auch Erfolg. Je älter sie wurde, umso besser konnte ich sie aber abrufen, ich musste nur früh und schnell genug reagieren, bevor sie losrennen konnte. Irgendwann, so ab dem Alter von 5 bis 6 Jahren, kam es nur noch selten vor, daß es sie mal „überkam“ und heute (im Alter von 10 Jahren) geht sie gar nicht mehr jagen, obwohl sie es körperlich trotz ihres Alters ohne Probleme könnte (man merkt ihr das Alter noch gar nicht an).
Ein Rudel von mehreren SWHs zu kontrollieren ist natürlich nochmal deutlich schwieriger als einen Einzelhund, denn da kommt die Rudeldynamik zum Tragen. So muß man viel daran arbeiten, höchst aufmerksam sein und schnell reagieren. Die Körpersprache verrät meist frühzeitig, wenn Wild in der Nähe ist und spätestens dann muß man schon eingreifen. Das klappt mit unserem Rudel inzwischen so gut, daß sie eigentlich gar nicht mehr jagen gehen. Viele machen auch ein Antijagdtraining bei einem professionellen Hundetrainer, was durchaus auch hilfreich sein kann. Ein jagdlich ambitionierter SWH wird aber trotzdem immer wieder Rückfälle haben, wenn der Reiz zu groß ist.
Eine mal etwas andere Art auf die Jagd zu gehen hat Nisha ausprobiert ;)...
Das Thema Krankheiten beim Saarlooswolfhond wird ausführlich auf dieser Seite besprochen: http://www.una-neshoba.de/saarlooswolfhond/krankheiten
Daher gehe ich an dieser Stelle nicht nochmal weiter darauf ein.
Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung ist sehr wichtig – sowohl für den Menschen als auch für den Hund. Unsere Schäferhündin Yuma war unser erster Hund, sie wurde im Oktober 2000 geboren. Damals wußte ich noch nichts von Frischfütterung und es war ganz selbstverständlich, daß man Fertigfutter gibt. Damals waren Marken wie Hills, Eukanuba oder Purina ganz hip. Man hat sich nicht viel damit beschäftigt, stand doch auf der Packung immer „nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ – das kann ja nur gut sein, oder? Das Internet gab noch nicht viel her, man hatte noch ein pfeifendes Modem und das maximale der Gefühle waren Mailinglisten. Das Wissen, das man heute aus dem Internet entnehmen kann, war damals deutlich schwerer zu bekommen. Also wuchs Yuma mit Fertigfutter auf. Aber wir hatten zunehmend Probleme mit der Verträglichkeit. Die ersten Gelenkprobleme traten schon im Welpenalter auf, was sich dann zu einer schweren HD entwickeln sollte - darüber gibt es detaillierte Berichte auf Yuma's Seiten. Yuma war immer sehr dünn, obwohl sie die doppelte Menge an Fertigfutter bekam wie auf der Packung angegeben. Sie bekam immer öfter Durchfall. Je länger sie eine Futtersorte bekam, umso mehr hatte sie Durchfall. Also haben wir verschiedene Futtersorten ausprobiert, aber jedesmal dasselbe. Ständig waren wir beim Tierarzt, sie bekam dann viel Antibiotikum (das Allheilmittel), was aber nicht wirklich geholfen hat. Irgendwann wurde eine Bauchspeicheldrüsenunterfunktion festgestellt und sie bekam Enzyme und Spezialfutter, welches sehr teuer war. Es half nur vorübergehend, aber das Problem holte uns immer wieder ein. Nachdem ich schon viele 100 DM (damals noch kein €) beim Tierarzt liegengelassen habe und der Erfolg ausblieb, meldete ich mich bei der Mailingliste „Gesundehunde“ an (aus der dann später das bekannte Forum wurde). Dort erfuhr ich vom BARFen und war schnell überzeugt. Somit wurde Yuma auf Frischfutter umgestellt, als sie ca. 2 Jahre alt war. Das Ergebnis war erstaunlich: Praktisch von heute auf morgen war der Spuk vorbei! Die Verdauung war im Griff, sie brauchte keine Medikamente mehr und sie nahm endlich zu! Sie veränderte sich optisch sehr schnell, bekam Muskelmasse und wurde kräftiger, so daß es jedem aufgefallen ist, der Yuma kannte.
So kamen wir zur Frischfütterung und blieben dabei bis heute mit voller Überzeugung. Wir haben jahrelang klassisch geBARFT, d.h. mit Gemüse, Obst und auch Kohlehydrate (Reis, Kartoffeln, Nudeln). Viele Pülverchen kamen in’s Futter wie Hagebutte, Algen und einiges mehr. Das Fleisch bekamen wir hauptsächlich vor Ort beim Bauern. Nur einen Teil haben wir im Internet bestellt, damals gab es nur einen Online-Shop für Hundefrischfleisch. Die Zahl der Frischfütterer nahm über die Jahre zu und somit auch die Online-Shops, wo man Fleisch bestellen konnte. Irgendwann wurde „FertigBARF“ angeboten – da ist alles drin, also eine Komplettmahlzeit. Sehr bequem und ich dachte, das ist prima und ersetzte einen Teil des Futters damit und mischte es mit dem selbst zubereiteten / zusammengestellten Futter. Im Nachhinein aus meiner Sicht ein Fehler, denn letztendlich weiß man nicht genau, was im FertigBARF alles so drin ist. Allmählich – über die Jahre hinweg - bekamen unsere Hunde zunehmend Verdauungsprobleme, immer wiederkehrenden Durchfall, so daß ich schon Giardien in Verdacht hatte. Aber mehrere Kotuntersuchungen waren immer negativ – absolut keine Parasiten zu finden. Auch die Blutwerte unserer Hunde waren in Ordnung. Nur die Verdauung war nicht zufriedenstellend und vor allem Timish hat uns nachts sehr oft geweckt, weil sie raus musste.
Dann bin ich auf die Fütterung nach „Prey Model Raw" gestoßen. Bei dieser Fütterungsart ahmt man von der Zusammensetzung her das Beutetier nach und läßt Obst und Gemüse sowie Kohlehydrate konsequent weg. Wenn der Hund unterwegs einen vom Baum heruntergefallenen Apfel findet und frißt, ist das natürlich in Ordnung, aber es kommt nicht in den Napf. Man gibt auch keine zig Pülverchen, aber mal eine MSM oder Zeolith Kur ist natürlich erlaubt, nur keine Nahrungszusätze mit Vitaminen und Mineralien. Denn das bekommen die Hunde ja aus der Nahrung.
Beim Preyen bekommt der Hund ca. 80% Fleisch (verschiedene Teile von verschiedenen Tieren), 10% Knochen und 10% Innereien. Die Innereien sind aufgeteilt in 50% Leber, 25% Niere und 25% Milz. Zusätzlich geben wir hin und wieder Fell (z.B. Hasenohren, -pfoten, -fell, Rinderohren mit Fell usw.), regelmässig Blut, hochwertige Öle und natürlich ab und zu ein Eigelb.
Einige Preyer geben sogar ganze Tiere, wie z.B. ganze Kaninchen oder Hühner oder kaufen sich eine ganze Ziege und frieren sie dann selber in Teilen ein. Das ist nicht meins, außerdem würde mir eine geeignete Quelle fehlen. Aber ich bestelle nach Möglichkeit hauptsächlich Fleisch in Stücken und eher weniger gewolftes Fleisch. Auch achte ich darauf, daß das Fleisch sortenrein ist, also keine Mixsorten.
Seit wir auf diese Art und Weise füttern, ist die Verdauung der Hunde stabil, Durchfall ist zur Seltenheit geworden, sie haben ein schönes Fell, sind gesund und es schmeckt ihnen! Seitdem fressen sie auch ohne Probleme Innereien, was zuvor immer ein kleiner Kampf war, so daß wir die Leber oftmals mit viel Butter anbraten mussten, damit sie überhaupt gefressen wurde. Alle Hunde schlafen nachts durch und haben es auch nach langem Ausschlafen am Wochenende nicht eilig, morgens rauszukommen. Als sie noch Obst und Gemüse bekamen, haben sie es nicht annähernd so lange ausgehalten! Wir sind inzwischen sehr überzeugt von dieser Fütterungsart und denken, daß es für uns der richtige Weg ist.
Abkürzungserklärung:
S oder D = Staupe
H oder A2 = Hepatitis
P = Parvovirose
Pi = Parainfluenza (gehört zum Zwingerhustenkomplex)
Bb = Bordetella bronchiseptica (gehört zum Zwingerhustenkomplex)
L = Leptospirose
T = Tollwut (manchmal auch R oder “Rabies”)
Die Impfung unserer Haustiere ist immer ein umstrittenes Thema. Es gibt Impfgegner und Impfbefürworter. Ich denke, daß die Wahrheit – wie bei so vielen Dingen – irgendwo in der Mitte liegt und da siedle ich mich mit meiner Einstellung zum impfen an. Eine Grundimmunisierung ist meiner Meinung nach sinnvoll und notwendig. Das regelmässige Impfen sehe ich aber kritisch aufgrund der möglichen Nebenwirkungen. Früher hat man sogar jedes Jahr voll durchgeimpft! Das ist natürlich nicht notwendig.
Unsere Schäferhündin Yuma war bezüglich Impfung immer sehr empfindlich. Sie bekam nach jeder Impfung eine schwere Colitis mit blutigem Durchfall. Einmal so schlimm, daß wir notfallmässig in die Tierklinik mussten. Aber einen richtigen Schreck bekamen wir bei ihrer letzten Tollwutimpfung (danach haben wir sie nie wieder impfen lassen), denn sie bekam kurz danach einen anaphylaktischen Schock. Sie ist im Gesicht angeschwollen wie ein Shar Pei, die Augen so zugeschwollen, daß sie nichts mehr gesehen hat, sie konnte nur noch schwer atmen und wir hatten Angst, daß sie ersticken könnte. Gott sei Dank wurde es nach einer halben Stunde wieder besser und ist dann wieder abgeschwollen.
Ein anderes Beispiel für einen anaphylaktischen Schock betraf eine 12 Wochen alte SWH Hündin von einem Freund von uns. Diese Hündin war zum nachimpfen vorstellig und ist noch in der Tierarztpraxis direkt nach der Impfung zusammengebrochen und war nicht mehr ansprechbar. Erst nach einer halben Stunde und einer Aufbauspritze erholte sie sich wieder.
Auch bei Katzen kenne ich einige Impfreaktionen in Form eines Impfsarkoms.
Da eine Impfung nicht nur Nebenwirkungen wie einen anaphylaktischen Schock haben können, sondern auch andere wie schwere Durchfälle, Allergien, Koordinationsstörungen und sogar Epilepsie, sollte man meiner Meinung nach nur so viel impfen wie nötig!
Hier ein interessanter Link dazu, wo auch verschiedene Nebenwirkungen aufgezählt werden und auch die Dauer, wie lange einzelne Impfungen tatsächlich wirke:
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/impfungen-tiere-ia.html
Allerdings möchte ich hinzufügen, daß Tollwut nachgewiesenermaßen mindestens 7 Jahre wirkt. Die Grenze von 7 Jahren kommt daher, daß bei Studien am Hund naturgemäß (durch die geringe Lebenserwartung von Hunden, die ja auch an anderen Krankheiten frühzeitig sterben können oder einfach irgendwann zu alt sind) irgendwann ein Teil der Probanden stirbt und dann eine Studie abgebrochen werden muß. Somit ist das eine MINDESTangabe – es ist durchaus möglich, daß die Wirkung deutlich länger, vielleicht ein Leben lang anhält, ähnlich wie bei der Röteln Impfung beim Menschen.
An dieser Stelle möchte ich auch gerne ein Buch empfehlen, welches sehr gut über Impfungen aufklärt:
„Hunde impfen mit Verstand“ von Monika Peichl
Leider wird es vom VDH gefordert, daß die Welpen vor der Wurfabnahme im Alter von knapp 8 Wochen bereits auf SHLP (Staupe/Hepatitis/Leptospirose/Parvovirose) geimpft werden. Diese Impfung ist wirkungslos, da die Welpen noch über die Muttermilch den maternalen Schutz genießen und die Impfung somit nicht greifen kann. Aber es ist Pflicht für jeden VDH Züchter. Selbst bei der Nachimpfung mit 12 Wochen kann noch ein maternaler Schutz vorhanden sein. Deswegen muß man mit 16 Wochen nochmal nachimpfen um dieses Restrisiko zu verhindern, daß der Welpe keinen ausreichenden Impfschutz hat. Normalerweise wird in diesem Alter Tollwut mitgeimpft. Manche Hundebesitzer impfen Tollwut aber erst nach dem Zahnwechsel, wenn man nicht in’s Ausland muß oder eine Ausstellung besuchen möchte.
Um eine vollständige Grundimmunisierung zu erreichen, muß die Impfung 1 Jahr später wiederholt werden.
Die deutschen Tierärzte halten sich in der Regel an die Impfempfehlung der ständigen Impfkomission, denn damit bewegen sie sich rechtlich auf der sicheren Seite: https://www.tieraerzteverband.de/bpt/berufspolitik/Impfkommission/03-index.php
Auch in dieser Empfehlung wird inzwischen nur noch alle 3 Jahre eine Impfung auf SHP und Tollwut empfohlen. Allerdings wird nach wie vor die jährliche Wiederholung von der Leptospirose Impfung empfohlen. Diese Impfung ist die nebenwirkungsträchtigste Impfung überhaupt und steht im Verdacht, u.a. Epilepsie auszulösen.
Manche Tierärzte impfen nach den Richtlinien der WASVA (Weltverband der Kleintierärzte):
http://www.wsava.org/guidelines/vaccination-guidelines
Eine der Kernaussagen in dieser Richtlinie ist:
Es wird empfohlen, die Core Impfungen SHP nicht öfter alle 3 Jahre zu impfen, das bedeutet aber nicht, daß alle 3 Jahre geimpft werden muss. Vielmehr erhöht sich der Impfschutz nicht, wenn der Hund bereits immun ist. Daher empfiehlt die WASVA einen Titertest.
Angesichts der vermutlich lebenslangen Wirkung der SHP Impfung nach der Grundimmunisierung bringen also die Wiederholungsimpfungen keinen Mehrwert!
Hier ein paar Auszüge der WASVA Richtlinie vom Mai 2013:
"Core vaccines should not be given any more frequently than every three years after the 12 month booster injection following the puppy/kitten series, because the duration of immunity (DOI) is known to be many years and may be up to the lifetime of the pet"
"The WSAVA also states that the last puppy vaccine against the core diseases should be given at 14 - 16 weeks of age."
"A high percentage (98%) of core puppy vaccines given between 14 - 16 weeks of age will provide immunity against parvovirus, distemper and adenovirus for many years, and probably for the life of the animal."
“All dogs should receive a first booster for core vaccines 12 months after completion of the primary vaccination course. The 12 month booster will ensure immunity for dogs that may not have adequately responded to the puppy vaccinations.”
“You may decide to titre test before giving the 12 month booster, as this may show that boosting is unnecessary.”
"The WSAVA states that we should vaccinate against the core diseases no more frequently than every three years. This is often taken to mean that we should vaccinate every three years – but this is not the case. If the dog is already immune to these three core diseases, revaccinating will not add any extra immunity."
"The WSAVA supports the use of titre testing."
"It is important to give as few vaccines as possible, whilst also ensuring that dogs are protected from life - threatening viral and bacterial diseases. The WSAVA seeks to reduce the number of vaccines given as there is always a risk of adverse reactions with any vaccination. "
"...any reaction to a vaccine that is not needed is unacceptable. The WSAVA has listed the types of reactions in its vaccine guidelines (which you can see on the link given above). They range from mild (such as fever, loss of appetite), through to severe (such as epilepsy, arthritis, autoimmune haemolytic anaemia, and allergic reactions). The most severe adverse effects can be life - threatening."
"Of the leptospirosis vaccine, the WSAVA states: “Vaccination should be restricted to use in geographical areas where a significant risk of exposure has been established or for dogs whose lifestyle places them at significant risk."
...This product is associated with as many or more adverse reactions than occur for any other vaccine. In particular, veterinarians are advised of reports of acute anaphylaxis in toy breeds following administration of leptospirosis vaccines. Routine vaccination of toy breeds should only be considered in dogs known to have a very high risk of exposure."
"Simply, this means:
1. The leptospirosis vaccine provides protection for a maximum of 12 – 18 months.
2. This vaccine can be associated with adverse reactions.
3. This vaccine should only be given if there is a real risk."
Es gibt auch deutsche Übersetzungen im Internet, eine davon hier:
http://www.schnauzer-info.de/Impfempfehlung%20der%20WSAVA.pdf
Die wichtigsten Dinge sind also:
- Man sollte nicht öfter als alle 3 Jahre impfen, aber das heißt nicht (und das wird extra betont), daß man alle 3 Jahre impfen soll! Vielmehr wird ein Titertest empfohlen.
- 98% der Hunde sind nach der letzten SHP Welpenimpfung zwischen der 14. und 16. Woche für viele Jahre geschützt, vermutlich ein Leben lang. Um das Restrisiko von 2% auch noch abzudecken, wird die Nachimpfung nach 12 Monaten nach der Welpenimpfung empfohlen. Diese Impfung wird aber mit 98%iger Wahrscheinlichkeit nichts nützen, wenn der Hund eh schon geschützt ist. Auch hier empfiehlt die WSAVA einen Titertest.
- Man soll nur so viel wie nötig impfen.
- Es gibt Impfreaktionen, die auch schwerwiegend sein können. Es werden beispielhaft folgende Reaktionen aufgelistet: Milde Formen wie Fieber, Appetitlosigkeit und schwere Formen wie Epilepsie, Arthritis, Autoimmune hämolytische Anämie und allergische Reaktionen. Die meisten schweren Impfreaktionen können lebensbedrohlich sein.
- Insbesondere die Leptospirose Impfung wird als sehr riskant eingestuft und wird nur empfohlen, wenn ein hoher Druck besteht und in der Gegend immer wieder Leptofälle auftreten. Es ist die Impfung, welche am meisten Nebenwirkungen nach sich zieht! Vor allem bei kleinen Rassen sollte diese Impfung nur bei sehr hohem Leidensdruck verabreicht werden! Diese Impfung bietet maximal 12-18 Monate Schutz.
Hier nochmal eine Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen:
http://haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/2013/05/wsava-richtlinie-fur-die-welpenimpfung.html
Reaktionen mancher Tierärzte auf die neuen Empfehlungen:
http://haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/2014/04/wsava-impfehlungen-und-praktische.html
Das Weblog von Tierarzt Dr. Rückert ist auch immer sehr interessant zu lesen, ein kompetenter und kritischer Tierarzt, der viele Probleme beim Namen nennt. Hier zwei Artikel von ihm zu den Impfungen:
http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18986
http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=19443
Inzwischen gibt es noch eine noch neuere Version der WSAVA Impfempfehlung, zu finden auf der Webseite der WSAVA:
Es gibt ja allerlei Parasiten, die unsere Haustiere, insbesondere Hunde und Katzen, befallen können. Manche davon sind sogar auf den Menschen übertragbar. Vor allem sind hier zu nennen: Bandwürmer, Spul- und Hakenwürmer, verschiedene andere Arten von Würmern, Giardien, Zecken, Flöhe und Milben.
Fast alle Welpen haben Spulwürmer. Das ist darin begründet, daß sie sich bei der Mutterhündin anstecken, teils schon im embryonalen Stadium, später dann über die Muttermilch. Dies aber nicht, weil die Mutter aktiv unter Wurmbefall leidet, sondern nahezu alle Hündinnen haben in ihren Muskeln schlummernde Larven, welche in der Trächtigkeit und Geburt aktiviert werden und über Plazenta während der Trächtigkeit oder Muttermilch während der Laktation die Welpen infizieren.
Das ist der Grund, warum man Welpen schon beim Züchter alle 2 Wochen entwurmen muß, auch wenn sie anfangs nur im heimischen Wohnzimmer sind oder später dann im Garten. Es ist ein ewiger Kreislauf, der erst unterbrochen wird, wenn die Welpen keine Muttermilch mehr trinken. Danach sollte der Welpe unbedingt 2 Wochen später nochmal (i.d.R. beim neuen Besitzer) entwurmt werden! Denn die Larven brauchen etwa 2 Wochen, bis sie sich zu Würmern entwickelt haben.
Ein Wurmmittel kann nur adulte Würmer abtöten, nicht aber deren Larven oder Eier! Deswegen muß eine Wurmkur bei Wurmbefall i.d.R. zumindest einmal wiederholt werden. Die Entwurmung kann deswegen auch nicht vorbeugend wirken – sie wirkt also nur bei tatsächlichem Wurmbefall. Dann ist sie aber normalerweise sehr effektiv und zuverlässig.
Ähnlich wie beim Thema Impfung gibt es auch bei den Wurmkuren verschiedene Meinungen. Manche entwurmen ihren Hund alle 3 Monate, weil der Tierarzt es so empfiehlt. Manche entwurmen gar nicht oder nur mit natürlichen Mitteln.
Man muß sich im Klaren sein – wie bereits erwähnt – daß ohne tatsächlichen Wurmbefall die Wurmkur unnütz ist und man den Hund mit Chemie belastet, ohne einen Nutzen zu haben! Daher empfiehlt sich, vorher eine Kotuntersuchung zu machen. Der Kot muß hierfür in mehreren Proben über mindestens 3 Tage gesammelt werden, denn nicht mit jedem Häufchen werden Würmer oder Wurmeier ausgeschieden.
Ist ein nachgewiesener Wurmbefall vorhanden, ist auch eine chemische Wurmkur gerechtfertigt. Es ist sicherlich auch möglich, natürlich zu entwurmen – doch die Wirkungsweise ist möglicherweise nicht so schnell und effektiv wie mit einer klassischen chemischen Wurmkur.
Da ich der Meinung bin, daß unsere Hunde heutzutage sehr mit Umweltgiften, Giften im Futter, Chemie (Zeckenmittel, Flohmittel, Wurmkuren und nicht zuletzt Impfungen) belastet werden, sollte man dies auf ein Minimum reduzieren. Früher habe ich auch regelmäßig entwurmt, geimpft usw….doch unsere Yuma hatte so viele gesundheitlichen Probleme, daß ich nach und nach davon abgekommen bin und immer kritischer wurde, mich immer mehr informierte. Ich reduzierte die Anwendung von Chemie an und in unseren Hunden immer mehr und seit einigen Jahren habe ich dies fast komplett eingestellt. Und das klappt prima auch ohne Chemie! Ganz ohne geht es nicht, denn ich entwurme unsere Welpen vorschriftsgemäß bis zur Abgabe. Unsere eigenen Welpen / Junghunde werden Im ersten Lebensjahr hin und wieder entwurmt (etwa alle 3 bis 4 Monate), da sie in diesem Alter doch noch sehr viel „Unrat“ in sich aufnehmen ;) und das Immunsystem im Wachstum manchmal seine Schwächen hat.
Unsere erwachsenen Hunde jedoch werden nur noch bei tatsächlichem Wurmbefall entwurmt – aber seit sie immer mal wieder eine Kur mit MSM (organischer Schwefel) bekommen und nach Prey gefüttert werden, ohne Kohlehydrate, Obst, Gemüse und hin und wieder ein Stück Fell bekommen – haben wir keine Probleme damit und die Wurmkuren sind fast überflüssig geworden!
Ein Befall mit Giardien kann sehr hartnäckig sein, da diese Einzeller nur schwer zu bekämpfen sind. Meist können sie aber nur wirklichen Schaden bei Hunden anrichten, deren Darmflora und Immunsystem nicht 100% in Ordnung ist. Oft sind Welpen / Junghunde betroffen, die im Wachstum oftmals aus hormonellen / pubertären Gründen mit dem Immunsystem zu kämpfen haben. Sehr viele Hunde haben Giardien und so kann sich ein Hund alleine durch das Schnuppern am Kot von einem befallenen Hund anstecken. Giardien überleben sehr lange an der frischen Luft und sich hochansteckend!
Giardien werden übrigens nicht bei der normalen Kotuntersuchung automatisch mitgetestet. Dies muß man zusätzlich beauftragen.
Meist fällt ein Giardienbefall durch schleimigen Kot auf. Der Kot stinkt extrem und hat wie eine Art Haut drüber.
Das klassische Medikament gegen Giardien ist Panacur. Doch oftmals sind sie bereits resistent gegenüber diesem Medikament. Es gibt aber noch ein weiteres Medikament - Metrobactin. Dieses hilft meist besser. Diese Medikamente greifen die Darmflora an. Bitte danach unbedingt die Darmflora wieder aufbauen.
Gegen Zecken und Flöhe gibt es diverse SpotOns oder ganz modern sind Tabletten geworden. Ich persönlich lehne beides ab, so lange der Druck nicht überhandnimmt – denn ich denke, das Risiko, daß der Hund wegen einer Zecke erkrankt, ist geringer, als das Risiko, Schaden von permanenter Anwendung von Nervengiften (denn um nichts anderes als das handelt es sich bei diesen Mitteln!!) davonzutragen. Auch hier kann die Folge z.B. Epilepsie sein, wie auch bei einer Impfung! Manchmal kommen mehrere Dinge zusammen: Impfung, Wurmkur, Zeckenmittel, Flohmittel – und die Chemiebombe ist perfekt! Der gesunde Menschenverstand sollte einem schon sagen, daß man dem Hund damit nichts Gutes tut, sondern regelrecht Nebenwirkungen und Langzeitschäden provoziert! Wir Menschen pumpen uns doch auch nicht ein Leben lang regelmäßig mit so viel Chemie voll! Aber unseren Hunden tun wir das an?!?
An natürlichen Zeckenschutz wie z.B. Knoblauch glaube ich nicht, es gibt genügend Untersuchungen, welche die Wirkungslosigkeit nachweisen. Auch Bernsteinketten, EM Keramik (effektive Mikroorganismen), Zecken Clips / Anhänger usw. tut nur dem Geldbeutel des Herstellers gut ;). An eine Wirkung glaube ich nicht. Zum Beispiel tragen unsere Hunde EM Keramik Halsbänder manchmal als Schmuck, einfach weil sie hübsch sind – aber eine Wirkung auf Zecken konnte ich absolut keine feststellen. Manche verwenden Kokosöl, geben es dem Hund in das Futter oder reiben den Hund damit von Kopf bis Fuß ein. Aber auch da versetzt der Glaube Berge ;). Eine gewisse Wirkung soll Schwarzkümmelöl erzielen, allerdings sollte man damit aufpassen, denn eine längere Gabe kann Leberschäden hervorrufen. Also auch keine wirkliche Alternative!
Ein Absuchen des Hundes nach dem Spaziergang ist effektiver als all diese alternativen Mittelchen. Dennoch gilt:
Man sollte die Anwendung von Chemie am Hund auf ein Minimum reduzieren!
Das Gerücht, daß der Saarlooswolfhond besonders narkoseempfindlich ist, hält sich hartnäckig. Fakt ist, daß der SWH nicht empfindlicher ist als jeder andere Hund. Es gibt Krankheiten wie Maligne Hyperthermie oder MDR1 Defekt, welche tatsächlich dazu führen, daß eine Narkose hochgefährlich für einen Hund ist. Aber hierfür gibt es einen Gentest und bisher wurde das Gen sowohl von MH und MDR1 beim SWH nicht gefunden und mir ist kein SWH bekannt, der so eine Krankheit hat.
Prinzipiell ist jede Narkose ein Risiko – auch beim Mensch! Wenn man als Mensch eine Narkose bekommt, hat man vorher ein Gespräch, wo man über die Risiken aufgeklärt wird und man unterschreiben muß, daß man alles verstanden hat. So ein ähnliches Aufklärungsformular habe ich auch schon in Tierkliniken gesehen, welches der Hundebesitzer dann unterschreiben muß. Und das ist nicht rassespezifisch!
Heutzutage ist die Anästhesiemedizin sehr weit fortgeschritten und die Narkoserisiken sind sehr viel niedriger, als sie früher waren. Aber ein Restrisiko besteht leider immer, welches bei Hunden mit Herzproblemen, alten oder schwachen Hunden deutlich erhöht ist. Aber daß der Saarloos ein besonderes Risiko haben soll, ist und bleibt einfach ein Gerücht ohne Wahrheitsgehalt. Selbst wenn es bereits ein paar wenige Fälle gab, wo ein SWH in der Narkose verstarb oder kurz danach, hat das nichts mit der Rasse zu tun, sondern passiert mit jeder anderen Hunderasse oder Mix genauso!
Wir haben schon einige Narkosen bei unseren Hunden hinter uns. Es ist immer ganz normal verlaufen, mal wurde sie hervorragend vertragen, mal war es dem Hund danach etwas schlecht. Ich kenne sehr, sehr viele SWHs, die in Narkose waren (jeder Zuchthund hatte zumindest schon wegen dem HD röntgen eine Narkose!), aber ich habe bisher nur von 3 Fällen gehört, wo der Hund in der Narkose oder kurz danach verstarb – in 20 Jahren! Ich habe verschiedene erfahrene Tierärzte zu dem Thema befragt und jeder hat das Gerücht mit einem müden Lächeln quittiert und beteuert, daß es kein rassespezifisches Narkoserisiko gibt – bis auf Hunde, welche unter besagten Krankheiten leiden.
Wichtig ist, daß der Hund nicht zu gestresst ist, bevor er in Narkose gelegt wird. Das ist nicht immer ganz zu verhindern, denn meistens stehen die Hunde beim Tierarzt automatisch unter Streß. Aber man kann versuchen, etwas Ruhe reinzubringen. Unser Tierarzt verabreicht erst ein Beruhigungsmittel und verlässt dann nochmal den Raum. In der Zeit sind wir mit dem Hund alleine, bis das Mittel wirkt. Erst dann wird die Narkose eingeleitet – wenn sich die Aufregung etwas gelegt hat.
Aufwachspritzen sind oft belastend für den Kreislauf. Es ist besser, wenn der Hund langsam aufwachen kann. Wichtig ist, daß der Besitzer beim Aufwachen dabei ist!
Die Dosierung sollte immer dem Körpergewicht entsprechend erfolgen. Eine Unterdosierung, weil der Hund ja laut Gerücht narkoseempfindlich ist, kann fatale Folgen haben! Wacht der Hund während der OP auf und muß nachgespritzt werden, belastet dies den Hund enorm und es kann dann zu Problemen beim Aufwachen führen. Ein guter Tierarzt weiß, was er tut, dosiert richtig und überwacht den Hund während der Narkose auf Humanmedizin-Niveau, so daß Risiken auf ein Minimum reduziert werden.
Viele SWH Interessenten fragen, ob ein Saarlooswolfhond gut mit anderen Tieren im Haushalt kann. Meistens funktioniert das sehr gut, ja. Es ist natürlich eine Frage der Gewöhnung und ob der Hund mit den anderen Tieren aufwächst. Meistens geht es ja um das Zusammenleben mit Katzen und ich kenne sehr viele SWHs, bei denen das hervorragend funktioniert. Auch einige unserer Welpenkäufer haben eine oder mehrere Katzen. Die kuscheln zusammen mit dem Hund im Körbchen und die Katze ist sogar meistens der unangefochtene Chef. Oftmals ist es dann eher das Problem, daß die Katze den Hund akzeptiert, wenn sie das nicht gewohnt ist. Da muß man natürlich aufpassen, daß keine Katzenkralle in’s Auge geht, weil die Katze den Eindringling loswerden möchte. Die Zusammenführung muß also langsam, mit Vorsicht und mit Geduld erfolgen. Es kann durchaus ein paar Tage oder sogar Wochen in Anspruch nehmen.
Ein Enkel von Shaya lebt mit einem Wellensittich zusammen und auch das geht prima:
Ich kenne aber auch Fälle, wo es nicht gut gegangen ist, weil das Tier dem „Beutetierschema“ entspricht, wie z.B. Kaninchen oder Frettchen. Es kann gut gehen, aber es birgt eine gewisse Gefahr, wenn das Kleintier sich entsprechend bewegt / rennt und der Jagdinstinkt vom Hund dann doch geweckt ist. Einmal ordentlich nach dem Tier schnappen kann schon zu schweren Verletzungen führen. Dessen muß man sich bewußt sein und den Hund immer gut beobachten und die Tiere nicht ohne Aufsicht zusammenlassen.
Saarloos Wolfhunde, die keine anderen Haustiere gewohnt sind, tun sich im Erwachsenenalter schwer, sich an sowas zu gewöhnen. Es ist vermutlich nicht unmöglich, aber risikoreich. Von daher ist es deutlich besser, wenn er als Welpe schon damit aufwächst.
Das Sozialverhalten vom Saarlooswolfhond würde ich als hervorragend bezeichnen. Das bedeutet nicht, daß sie immer nett zu anderen Hunden sind und alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Manche verwechseln nämlich den Satz „Mein Hund ist sozial“ mit „Mein Hund ist zu allen lieb“. Zu einem gesunden Sozialverhalten gehört das gesamte Verhaltensrepertoire gegenüber Artgenossen – auch Dominanz, natürliche Aggression (Abwehr- und Angriffsdrohen), Spiel, Pflege, Beschwichtigen, Bemuttern usw.
Das Sozialverhalten wird schon im Welpenalter im Spiel mit den Geschwistern geübt, da wird dominiert, gebissen, gewedelt, beschnuppert, nett gespielt, geschmust, geputzt usw. An der Reaktion der Geschwister merken die Welpen, wann sie zu weit gegangen sind oder wo die Grenzen sind.
Es gibt keinen Welpenschutz! Das gilt generell für alle Hunderassen, nicht nur für den SWH. Meistens ist ein erwachsener Saarlooswolfhond nett zu Welpen – aber es ist auch ein normales Verhalten, wenn fremde Welpen nicht unbedingt akzeptiert werden. Da muß man seinen Hund einfach gut kennen und beobachten.
Der Mutterinstinkt ist beim Saarloos aber extrem ausgeprägt. Die Welpen wachsen behütet auf, werden umsorgt, gepflegt und gewärmt. Hat man mehrere SWHs, beteiligt sich das ganze Rudel an der Aufzucht der Welpen. Es ist ein unglaublich schönes Erlebnis. Es kann sogar passieren, daß andere Hündinnen im Rudel solche Mutterinstinkte entwickeln, daß sie Milch bekommen, um die Welpen auch zu säugen. Das ist eine natürliche Reaktion, denn im Wolfsrudel gibt es auch Ammen, die bei Ausfall / Abwesenheit der Mutterwölfin die Welpen versorgen können. Dies ist der eigentliche Sinn einer Scheinträchtigkeit, welche bei vielen Hunderassen derart aus dem Ruder läuft, daß es zu einem Problem wird. Unsere Hündinnen werden, wenn keine Welpen da sind, nicht scheinträchtig – sehr wohl aber, wenn ein Rudelmitglied Welpen hat!
Der SWH liebt das soziale Spiel, d.h. das Spiel miteinander, mit Artgenossen. Das wird jederzeit bevorzugt gegenüber Spielen mit Gegenständen (Ball werfen, Zerrspiele usw.). Man könnte stundenlang zuschauen, wenn zwei SWHs miteinander spielen, denn sie haben dabei so eine klare Körpersprache und Kommunikation. Es ist nochmal ein Unterschied zum Spiel mit rassefremden Hunden, denn andere Rassen verstehen oftmals die offensive und intensive Art des SWHs nicht und sind eingeschüchtert und haben schnell keine Lust mehr zum Spielen oder wehren den wilden Wolfhund sofort ab. Das Spiel des Saarlooswolfhondes ist sehr wild, hart, schnell und fast immer lautlos. Die Wendigkeit und enorme Körperbeherrschung kommt hier gut zum Tragen und wird voll eingesetzt.
Bei fremden Hunden kommt es ganz auf das Gegenüber an, wie ein SWH reagiert. Eine sehr große Rolle spielt hierbei, ob der Saarloos als Einzelhund gehalten wird oder im Rudel. Einzelhunde tendieren eher dazu, erstmal unterwürfig freundlich zu sein und begegnen fremden Hunden ohne Aggression oder Dominanz, denn ein SWH ist sehr schlau und testet erst sehr genau aus, wo seine Grenzen sind. Ein SWH Rudel jedoch hat generell einen starken Auftritt, der andere Hunde normalerweise einschüchtert. Natürlich spielt das Geschlecht hierbei eine große Rolle, auch ob der Hund kastriert ist oder nicht. Gleichgeschlechtliche, unkastrierte Hunde, die sich gleich stark fühlen, müssen sich nicht unbedingt vertragen. Hier kann es durchaus – besonders bei Rüden – zu einem Kampf kommen, bei Hündinnen kommt es eher zu Mobbereien / Zickereien. So sind Rüden eher die Machos und Hündinnen eher die Zicken.
Unsere Hündinnen mögen keine kastrierten Rüden und ob ein Rüde kastriert ist, merke ich sofort an der Körperhaltung unserer Hündinnen und an der Reaktion. Da wird sich sofort aufgebaut und wenn man nah genug dran kommt, kann es auch passieren, daß mal gezwickt wird. Nur bei sehr selbstbewußten Kastraten geht es gut und sie lassen ihn in Ruhe – das gilt in ähnlicher Weise für kastrierte Hündinnen. Geliebt wird aber ein Kastrat niemals von unseren Hündinnen ;). Im Gegensatz zu intakten, selbstbewußten Rüden – da wird geflirtet auf Teufel komm raus, so daß der Rüde gar nicht weiß, wie um ihn geschieht! Manchmal ist es dem Rüde sogar zu viel, so daß er zunächst angesichts der weiblichen Übermacht in Abwehrhaltung geht. Aber das legt sich schnell und endet immer in einem schönen Flirt oder Spiel. Dabei spielt die Größe des Rüden überhaupt keine Rolle - so war der kleine Louis auf den folgenden Fotos Timish's große Liebe:
Fremde Hündinnen werden von unseren Hündinnen anfangs erstmal versucht zu dominieren oder zu mobben. Daher lassen wir bei Besuchern mit Hündinnen alle erstmal an der Leine und laufen ein paar Meter, so daß sie sich aneinander gewöhnen können. Nach und nach lassen wir dann eine nach der anderen frei, wenn wir merken, daß sie entspannt sind. Der fremde Hund darf nicht rennen, sonst wird reguliert. Daher ist es meistens am besten, wenn man den fremden Hund erstmal angeleint lässt, damit er kontrolliert und langsam läuft. Mit dieser Art des Kennenlernens haben wir beste Erfahrungen gemacht und unsere Hündinnen akzeptieren so jeden Besucherhund. Bei manchen müssen wir etwas länger aufpassen, bei manchen (selbstbewussten!) Hunden geht es schnell und sie ignorieren ihn einfach. Junge Hunde spielen natürlich auch miteinander, was von unseren älteren Hunden problemlos akzeptiert wird bis zu einem gewissen Alter.
Auf SWH-Treffen und –Wanderungen kommen ja ganz viele fremde Hunde, die sich teilweise gar nicht kennen, zusammen. Je nach Konstellation geht das absolut friedlich zu, aber bei manchen Rüden oder Hündinnen muß man aufpassen und diese dann an der Leine lassen. Denn nicht alle vertragen sich unbedingt.
Der SWH ist absolut geeignet für die Mehrhundehaltung – er ist ein sehr rudelorientierter Hund. Ein Pärchen zu halten ist, was Probleme innerhalb vom Rudel angeht, prinzipiell die sicherste Variante. Denn da sind keine Rangkämpfe zu erwarten. Man muß sich nur gut überlegen, wie man Rüde und Hündin während den Läufigkeiten trennt, denn unter einem Dach geht es nicht gut während den Stehtagen. Da muß eine Lösung her! Kastration ist aus meiner Sicht aber nicht die Lösung Nr. 1 – diese sollte eigentlich nur aus medizinischen Gründen oder triftigen Gründen erfolgen. Aber nicht, weil es bequemer ist.
In gleichgeschlechtlichen Rudeln kann es durchaus mal zu Spannungen oder im schlimmsten Fall zu Kämpfen kommen. Hier ist aber in erster Linie der Besitzer als Rudelführer gefragt! Der Besitzer muß seine Hunde lesen können, kleinste Spannungen erkennen und entsprechend unterbinden, eine gute, klare Führung minimiert die Spannungen im Rudel. Kämpfe passieren nämlich nicht von jetzt auf gleich, es baut sich langsam auf, bis eines Tages das Faß überläuft – oftmals vom Besitzer unbemerkt! Rüden tragen normalerweise nur sogenannte „Kommentkämpfe“ aus, bei denen es laut und wild zugeht, die Verletzungen aber gering sind. Bei Hündinnen sieht das schon anders aus – ein Kampf im Rudel kann durchaus mit ernsten Verletzungsabsichten ablaufen, manchmal sogar auf Leben und Tod. Gott sei Dank kommt das beim Saarlooswolfhond sehr selten vor, aber es gibt doch einige Beispiele dafür.
Gemischte Rudel – also mehrere Rüden mit mehreren Hündinnen – sind wohl die schwierigste Konstellation überhaupt. Selbst beim SWH kann dies dazu führen, daß man die Hunde z.B. pärchenweise dauerhaft trennen muß. Denn der Konkurrenzkampf, vor allem bei intakten Hunden, ist dann doch vorhanden. Es kann natürlich gut gehen, je nach Charakter der Hunde, aber die Anforderungen an den Besitzer, so ein Rudel zu führen, sind schon hoch.
Wir selbst haben nur Hündinnen und würden keinen Rüden dazu nehmen, weil wir unsere Hunde nicht trennen wollen – auch nicht kurzfristig während den Läufigkeiten. Wird ein Rudel vorübergehend getrennt und wieder zusammengeführt, kann es schnell mal zu Spannungen kommen. Unser Rudel (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels) besteht momentan aus 4 Hündinnen und ist sehr harmonisch. Es gab noch nie einen Kampf, maximal kleine Spannungen, die aber sofort unterbrochen werden können mit mahnenden Worten. Diese Spannungen treten eigentlich nur kurz vor den Läufigkeiten auf. Ansonsten sind unsere Hündinnen einfach nur ein Greenteam, die einander brauchen und lieben. Da wird zusammen gespielt, zärtlich gegenseitig Pflege betrieben, sich beknabbert, und sie liegen sehr gerne im engen Körperkontakt. Es ist einfach toll mit anzusehen, wie sie untereinander kommunizieren und miteinander umgehen. Sie sind sich einfach immer einig und verlassen sich aufeinander. Das führt aber auch dazu, wie weiter oben schon erwähnt, daß sie zusammen gegenüber fremden Hunden auch einen starken Auftritt haben, aber dennoch imstande sind, sogar fremde Hündinnen, die zu Besuch kommen, zu akzeptieren.
Ein SWH Rudel zu haben ist schon etwas ganz Besonderes!
Der Saarlooswolfhond hat eine sehr deutliche Körpersprache und Kommunikation. Man kann ihnen sofort ansehen, was sie fühlen – für mich macht es sie zu total „ehrlichen“ Hunden. Sie haben eine ausgeprägte Mimik und alle Möglichkeiten, sich klar auszudrücken: Stehohren, eine lange Schnauze (klares Naserunzeln möglich, Lefzenspiel usw), eine Rute die unter dem Bauch oder ganz hochgetragen werden kann, Stockhaar zum Haare stellen – alles was ein Canide braucht, um zu kommunizieren und Gefühle auszudrücken. Und dies beherrscht der SWH in Perfektion! Eigentlich vergleichbar mit dem Wolf – die Ähnlichkeit zum Wolf ist ja auch unverkennbar ;). Diese klare Körpersprache wird von anderen Rassen oft nicht mehr verstanden, was dazu führt, daß andere Hunde schnell eingeschüchtert sind oder sich nicht korrekt verhalten, da sie nicht lesen können, was der Saarloos einfordert. Der Saarloos bringt seine Gefühle deutlich und unmissverständlich zum Ausdruck, man kann schon im Gesicht ablesen, wie er sich fühlt, aber auch an der Körperhaltung und Rutenhaltung. Deutlicher geht es einfach nicht!
Auf die Körpersprache eines Hundes an sich gehe ich an dieser Stelle jedoch nicht näher ein, hierfür gibt es genug Literatur, die das bis in’s Detail beschreiben.
Tja – Haare. Ja. Haare haben sie. Jede Menge. Mehr, als man sich vorstellen kann ;). Kommt man mit Hundehaaren in der Wohnung und Kleidung nicht klar, sollte man sich eine andere Rasse anschaffen. Denn die Haare sind überall – selbst auf der Butter auf dem Frühstückstisch. Selbst in Räumen, in denen der Hund sich gar nie aufhält (bei uns z.B. Bad und Ankleideraum). Sie wehen durch das ganze Haus, und wenn der Hund sich schüttelt, durch die Luft. An der Kleidung findet man jede Menge Hundehaare, selbst an der Kleidung, die man für die Arbeit anzieht und separat irgendwo hinlegt und nicht in die Nähe der Hundeklamotten. Denn wie gesagt: Die Haare können fliegen und sie finden immer einen Weg ;)!
Ein großer Vorteil hat das Stockhaar des Saarlooswolfhondes trotzdem: Es verfilzt nie. So reicht es, wenn man ihn nur im Fellwechsel bürstet. Bei unseren Hunden ist das normalerweise im Frühjahr und im Herbst der Fall. In dieser Zeit muss ich sie immer mal wieder bürsten, bis der Fellwechsel durch ist. Das kann schon manchmal 4 bis 8 Wochen dauern, bis alle Hunde durch sind. In dieser Zeit kommen Unmengen an Fell / Unterwolle raus, man kann das Fell manchmal büschelweise mit der Hand rausziehen (was auch Spaß macht ;) ).
Abgesehen davon ist das Fell eines Saarloos aber sehr pflegeleicht. Es riecht nicht (im Gegenteil – ich finde, es duftet schon fast ein wenig ;) ), außer der Hund hat sich in gewissen Hinterlassenschaften gewälzt. Es ist weich und lädt zum drin wühlen ein (was der Hund liebt). Unsere Hunde werden nie mit Shampoo gebadet – nur im Notfall, wenn er sich in etwas Übelriechendem gewälzt hat und man den Duft anders nicht loskriegt. Ansonsten werden die schmutzigen Hunde nach einem nassen Herbstspaziergang nur mit klarem, warmem Wasser abgespritzt.
Es ist wichtig, daß ein Hund sich überall anfassen lässt – zum einen bei Untersuchungen beim Tierarzt, aber auch zu Hause bei kleineren Verletzungen, Zeckenentfernung oder Körperpflege. Schon beim Welpen übt man dies regelmäßig und macht daraus eine Schmusestunde. Ich setze mich hierfür auf den Boden und nehme den Welpen anfangs spielerisch zwischen meine ausgestreckten Beine und schmuse mit ihm. Dabei berühre ich den ganzen Körper, schaue auch die Zähne an, die Ohren, die Pfoten usw. So gewöhnt sich der Welpe an all die Berührungen und findet es angenehm. Es fördert das Vertrauen und die Bindung.
Wenn es dann mal notwendig ist, kann man dadurch später problemlos den Hund bürsten (siehe vorheriger Abschnitt), die Krallen schneiden, die Ohren reinigen, die Zähne von Zahnstein befreien. Manche putzen regelmäßig mit einer Hundezahnpasta und –bürste die Zähne, ich benutze ein zahnmedizinisches Instrument um alle paar Monate mal den Zahnsteinansatz abzukratzen, falls vorhanden. Das kann unter Umständen einen Besuch beim Tierarzt für eine Zahnreinigung unter Narkose oder Krallenschneiden – was viele Hundebesitzer sich nicht selber zutrauen, weil der Hund nicht still hält – vermeiden.
Ansonsten bedarf der Saarlooswolfhond nicht viel Körperpflege, sein Fell ist selbstreinigend und man muß ihn nie mit Shampoo baden (außer er stinkt, weil er sich in Hinterlassenschaften gewälzt hat ;) ) und es verfilzt nicht. Bei entsprechender Fütterung ist der Zahnstein meist minimal (allerdings ist das auch Veranlagung und eine Sache der Speichelzusammensetzung). Da unsere Hunde nur auf weichem Boden laufen (Feldwege, Wiesen und so gut wie kein Teer) ist es alle paar Monate notwendig, die Krallen zu schneiden. Läuft man viel über harten Boden, wetzen sich die Krallen von alleine ab.
Dieses Thema bekommt einen extra Abschnitt in diesem FAQ, weil es ein leidiges Thema ist, mit dem die meisten SWH Besitzer zu kämpfen haben. Gleich vorneweg: Ich kann leider keine Lösung anbieten ;)….ich leide selber darunter *lol*. Das einzige, was man tun kann ist: Den Hund aufmerksam beobachten und ihm das Kot fressen oder darin wälzen mit einem strengen Nein oder Pfui verbieten. Man muß immer schneller sein als der Hund – denn er nutzt jede Gelegenheit und deswegen wird es trotzdem immer wieder passieren, denn er weiß genau, wann man guckt und wann nicht. Er lässt sich dafür auch ganz geschickt und unauffällig beim Spaziergang zurückfallen, weil er weiß, daß man hinten keine Augen hat ;). Und es gelingt ihm immer wieder mit Erfolg.
Das Kot fressen sollte man natürlich so gut wie es geht schon aus dem gesundheitlichen Aspekt heraus verbieten, denn Kot fremder Hunde oder Katzen kann eine Ansteckungsquelle für Würmer und Giardien sein, aber auch für Magen-/Darmerkrankungen. Unsere Nisha hat sich mal als 12 Wochen alter Welpe an so einem Durchfallhaufen angesteckt und ist in Folge so schwer erkrankt, daß sie stationär in die Tierklinik musste. Seitdem passe ich doppelt auf.
Das Wälzen in Hinterlassenschaften anderer Tiere oder Menschen oder auch in verwesten Kadavern ist natürlich immer sehr ärgerlich, weil man den Hund hinterher abduschen muß und das meisten mit einem milden Hundeshampoo, weil man sonst den Geruch gar nicht wegkriegt. Enya hatte ein besonderes Talent dafür – Gott sei Dank wurde das, seit sie ca. 2 Jahre alt ist, deutlich besser und ist heute mit gut 3 Jahren nur noch selten der Fall.
Das Kot fressen ist im Internet ja ein viel diskutiertes Thema und meist wird spekuliert, ob der Hund einen Mangel hat und das deswegen macht. Aber ich behaupte: Den meisten Hunden schmeckt es einfach. Mehr steckt nicht dahinter.
Davor muß ich tatsächlich warnen – vor der Suchtgefahr ;). Auch wenn es mit dem Saarlooswolfhond oft nicht einfach ist, man manchmal viel Nerven und noch mehr Geduld braucht, er das ganze Leben auf den Kopf stellt und es bei manchen Exemplaren ein harter und steiniger Weg ist – er stellt ein großes Suchtpotential dar, gegen das man sich kaum wehren kann. Das ist der Grund, warum viele Saarloos Besitzer nicht nur einen SWH haben, sondern mindestens zwei oder sogar noch mehr. Man kriegt einfach nicht genug von diesen wundervollen, einzigartigen Hunden, die einen faszinieren und man sich jeden Tag freut, daß man die Ehre hat, so einen Begleiter und Freund zu haben. Alles, was man an Energie in diese Hunde reinsteckt, bekommt man zig fach zurück!
Also Vorsicht – die Anschaffung des ersten Saarlooswolfhondes muß gut überlegt sein ;)!
Oft werde ich gefragt, was denn der Unterschied zwischen dem Saarlooswolfhond und dem Tschechoslowakischen Wolfhund sei. Man sollte sich, um wirklich eine umfassende Antwort auf diese Frage zu bekommen, beide Rassen anschauen und Züchter und Besitzer beider Rassen besuchen, oder auch auf die entsprechenden Wolfhundetreffen gehen. Jeder Hund ist individuell verschieden, daher rede ich nun aus meiner Sicht vom durchschnittlichen SWH und TWH:
Der TWH wurde für einen anderen Zweck als der SWH erschaffen, es war nämlich ein militärisches Projekt, um Hunde für den Grenzschutz in der Tschechoslowakei zu züchten. Der erste Wurf ist 1958 gefallen, also einige Jahre später als beim Saarlooswolfhond (1937 – siehe Historie). Beim TWH erfolgte 1989 die vorläufige Anerkennung durch den FCI und erst 1999 die endgültige. Der SWH wurde 1975 vom niederländischen Dachverband Raad van Beheer als Rasse anerkannt und die endgültige Anerkennung durch den FCI erfolgte 1981.
Die Selektion vom TWH war doch eine andere wie beim Saarloos, der vor allem auch als Blindenbegleithund eingesetzt wurde und später nach dem Tod von Leendert Saarloos lange Zeit nur noch auf Optik gezüchtet wurde und somit seine Arbeitseigenschaften verlor. Obwohl auch das Experiment Grenzschutz- bzw. Militärhund ebenfalls aufgrund des Wolfserbes gescheitert ist, eignet sich der TWH auch heute noch eingeschränkt als Arbeitshund – eingeschränkt deswegen, weil er natürlich nicht annähernd so zuverlässig arbeitet und eingesetzt werden kann, wie ein Deutscher Schäferhund oder Malinois. Jedoch ist im Gegensatz zum SWH durchaus Hundesport in Form von Schutzdienst und IPO möglich. Beim TWH gibt es durch das Wolfserbe auch scheue Exemplare, aber das ist nicht erwünscht bei dieser Rasse. Im Standard steht neben dem Wort „misstrauisch“ auch „furchtlos und mutig“.
Man möchte beim TWH eher offene Hunde haben, die misstrauisch / reserviert zu Fremden sind, aber keine Angst haben. Meiner Erfahrung nach sind die meisten TWHs heutzutage nicht reserviert, sondern offensiv – zur Begrüßung wird man unter Umständen sogar wild angesprungen, was ein SWH niemals tun würde bei Fremden! Beim SWH kommen die Worte „furchtlos und mutig“ nicht vor und das spiegelt auch einen wesentlichen Unterschied zwischen TWH und SWH wider. So ist der TWH oft auch als Wach- und Schutzhund geeignet im Gegensatz zum SWH. Der TWH geht im Zweifelsfall eher nach vorne, der SWH immer zurück. Der TWH ist viel kerniger, temperamentvoller, härter als der SWH, verträgt sich weniger mit Artgenossen, fordert den Besitzer in der Erziehung noch mehr heraus. Er möchte arbeiten und beschäftigt werden, legt nicht so viel Wert auf Schmuseeinheiten. Dagegen ist der SWH auf gut deutsch ein „Weichei“, „Sofahocker“ und eine „faule Socke“ ;).
Rein äußerlich unterscheiden sie sich auch, aber dafür muß man als Anfänger erstmal ein Auge bekommen. Der typische SWH hat den sanften, lieben Augenaufschlag – ein Blick, dem man geneigt ist, sofort zu vertrauen. Wenn ein TWH einem in die Augen blickt, weicht man unwillkürlich eher zurück, da er durch seine schräg liegenden, etwas geschlitzteren Augen wilder und etwas „böser“ schaut. Die Augenfarbe ist laut Standard bernsteinfarben, auch wenn es hin und wieder TWHs mit gelben Augen gibt wie beim SWH. Von der Größe sind sie sich ähnlich. Die Ohren beim TWH sind kleiner als beim SWH und dreieckiger / spitzer. Die Fellfarbe beim TWH ist immer wolfsgrau, beim SWH gibt es auch noch waldbraun und ganz selten weiß.
Der niederländische Verein NVSWH hat eine Präsentation erstellt, um die Unterschiede vom Saarlooswolfhond zum Tschechoslowakischen Wolfhund in Wort und Bild darzustellen (die Präsentation kann am PC angehalten werden, wenn man mit der Maus über die Präsentation fährt und es geht weiter mit der Slideshow, wenn man die Maus wieder rausgeht):
Unterschied SWH / TWH: Präsentation von der NVSWH
SWH Nisha vs. TWH Jolly:
Quelle von dem TWH Bild:
Margo-CzW from nl, TWH-jolly, CC BY-SA 3.0
Den Saarlooswolfhond gibt es in drei verschiedenen Farben:
- wolfsgrau
- waldbraun
- weiß
Die weißen SWHs sind sehr selten, momentan gibt es meines Wissens nach 5 lebende weiße Saarlooswolfhonden (Stand 2017). Die Farbe Weiß gibt es in zwei Varianten:
- reinweiß, d.h. der Hund hat schwarzes Pigment an Lefzen, Nase, Augenlider, Pfotenballen
- cremeweiß, d.h. der Hund hat kein schwarzes Pigment, sondern eine leberfarbene Nase, Lefzen, Ballen usw.
Genauso hat der wolfsgraue SWH schwarzes Pigment und der waldbraune SWH kein schwarzes Pigment. Sowohl die wolfsgraue als auch die waldbraune Farbe kann in sich etwas variieren von der Helligkeit. So zählen eisgraue Hunde (wie unsere Yasha) genauso zu den wolfsgrauen SWHs wie diese, die viel braun im Fell haben (wie unsere Shaya). Ebenso gibt es hellere und dunklere waldbraune Saarloos Wolfhunde.
Die wolfsgraue Farbe vererbt sich dominant, die weiße und waldbraune Farbe rezessiv. Das ist der Grund, warum es mehr wolfsgraue SWHs gibt als weiße oder waldbraune, da bei Letzteren beide Elterntiere das Farbgen an die Nachkommen weitergeben müssen, damit sich phänotypisch weiß oder waldbraun ausbildet. Die Seltenheit der weißen SWHs ist dadurch zu erklären, daß weiße Hunde schon seit Anbeginn der Rasse nicht in der Zucht verwendet wurden – was natürlich keine rationale Begründung hat, außer den Geschmack!
Beispiele für die drei Farbvarianten:
Diese Frage, ob man sich zwei Welpen gleichzeitig anschaffen sollte, also z.B. Geschwister, kann ich mit einem klaren „Nein“ beantworten. Von uns bekommt niemand zwei Welpen aus einem Wurf. Denn gerade in unerfahrenen Händen sind zwei Welpen eine echte Herausforderung, weil man als Menschen nur noch die zweite Geige spielt und die Geschwister zusammen viel Blödsinn machen, kaum zu bändigen sind und noch schwerer zu erziehen sind. Es mag sein, daß erfahrene Menschen das hinkriegen, vor allem, wenn sie nicht viel von ihren Hunden erwarten und fünfe gerade sein lassen. Aber aus meiner Sicht ist das nicht der richtige Weg. Man sollte sich auf einen Welpen voll konzentrieren können, damit er ordentlich sozialisiert und erzogen werden kann und eine intensive Beziehung zu seinem Besitzer bekommt, bevor der nächste Welpe einzieht.
Eine häufige Frage an uns als Züchter ist, ob wir eine Warteliste für unsere Würfe haben und wie so eine „Bewerbung“ abläuft. Ich möchte hier nicht über die Auswahlkriterien reden, die für uns wichtig sind, damit ein Welpeninteressent für uns tatsächlich in Frage kommt. Denn dies ist viel zu individuell und wir entscheiden von Fall zu Fall, da müssen so viele Dinge stimmen. Was uns jedoch vorrangig sehr wichtig ist, daß es menschlich passt. Denn wir wollen dauerhaft Kontakt halten mit unseren Welpenkäufern – meistens entstehen sogar gute Freundschaften dadurch. Wir wollen unsere Nachkommen hin und wieder sehen, und wenn es nur einmal im Jahr auf einem SWH Treffen o.ä. ist. Uns ist wichtig, daß Ratschläge von uns angenommen werden und wir bei Problemen und Fragen – egal welcher Art – mit einbezogen werden. Denn das Wohl unserer Nachkommen liegt uns sehr am Herzen und wir sind 7/24 für sie da, wenn Not am Mann ist.
Um herauszufinden, ob es menschlich – und in allen anderen Dingen – passt und wir einen Welpeninteressenten dann auch tatsächlich als Welpenkäufer in Betracht ziehen, ist ein persönliches Kennenlernen im Vorfeld unumgänglich. Bei uns bekommt man keine Ware, die man bestellt, bezahlt und abholt – bei uns bekommt man ein Familienmitglied, welches wir schweren Herzens abgeben, aber ein Leben lang begleiten wollen! Wem der Weg zu weit ist, uns im Vorfeld zu besuchen, der braucht erst gar nicht anfragen, denn das ist bei uns oberste Priorität!
Was unsere „Wartelisten“ angeht: Wenn wir einen Wurf ankündigen, bekommen wir viele Anfragen, denn das Interesse ist recht groß. Wir kündigen unsere Würfe immer frühzeitig an, so daß genügend Zeit ist, sich vor dem Wurf kennenzulernen. Bisher waren dadurch immer alle Welpen bereits bei der Geburt vergeben (das kann sich natürlich zukünftig ändern durch die enorm steigende Anzahl an Züchtern und Angebot an Welpen). Daher empfiehlt es sich bei ernsthaftem Interesse, sich frühzeitig bei uns zu melden. Wenn man Zeit hat zu warten, ist dies natürlich auch jederzeit möglich, auch wenn wir keine Wurfankündigung haben.